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Maya Repele im Gespräch über die beeindruckende Handwerkstradition der Manufactura Tessanda.

Ein sphärisches Rauschen, rhythmisches Klappern, der Geruch von Holz und flinke Hände, die wie ferngesteuert zwischen einem Ballett aus Fäden mittanzen. Es ist eine aussergewöhnliche Welt, die einen hinter den Türen der Stiftung Manufactura Tessanda im wunderschönen Val Müstair erwartet. Eine Welt, die das Alte mit dem Neuen verbindet und daraus Buntes schafft. Moderne Frauen arbeiten hier an über 100 Jahre alten Webstühlen und stellen alles her, was unser Zuhause schöner macht – vom Kissenbezug über die Baby-Wolldecke bis hin zum Haargummi. 

Maya Repele, ihres Zeichens Präsidentin des Stiftungsrates und Geschäftsleiterin, erzählt im Gespräch, was die Tessanda zu einem solch besonderen Ort der Bewahrung und Weiterführung von Traditionen der Region macht, welche Eigenschaften man für den Weber-Beruf mitbringen sollte und wie man mustergültig in die Pedale tritt.

Von wem und wann wurde die Manufactura Tessanda eröffnet?
Die Tessanda wurde 1928 von zwei Handarbeitslehrerinnen aus Chur gegründet, die im abgelegenen und armen Münstertal, oder eben auf Romanisch im Val Müstair, Handarbeits-kurse an der Schule gegeben haben. Der Dorfpfarrer hat sie dabei unterstützt. Es war ein Frauenförderungsprojekt: Man wollte den Frauen im Tal die rare Möglichkeit geben, eigenes Geld zu verdienen, eine achtsame Ausbildung zu machen oder sich eine Aussteuer zu weben.

Sie arbeiten noch von Hand auf teilweise über 100 Jahren alten Webstühlen. Für Laien erklärt: Aus welchen Teilen setzen sich diese zusammen?
Die traditionellen Webstühle sind zugleich einfache wie ziemlich vielschichtige Geräte. Unsere Besucherinnen und Besucher sind immer wieder erstaunt darüber, zu sehen, dass wir mit bis zu zwölf Tritten auf den Fusspedalen komplexe Webmuster weben können. Die Weberin bedient den Webstuhl mit beiden Armen und beiden Füssen. Eine perfekte Koordination der unterschiedlichen Bewegungen und Gesten ist unumgänglich, denn alles geht sehr schnell – bis zu 80 Mal pro Minute lässt die Weberin das Schiffchen hin und her sausen, bis zu 20000 Mal pro Tag. 

Welche Vorteile haben diese althergebrachten Webstühle gegenüber modernen?
Es ist wichtig, dass es noch Fachfrauen gibt, die die traditionellen Webstühle bedienen können und so eines der ältesten Handwerke der Menschheit auch bei uns am Leben erhalten. Handwerklich hergestellte Produkte sind Unikate oder können in kleinen Serien hergestellt werden, was auf hoch technologisierten, grossen Maschinen nicht mehr möglich ist. Unsere Weberinnen weben mit Herzblut und grosser Freude – das können die Maschinen nicht.

Derzeit arbeiten 17 erfahrene Handweberinnen und Näherinnen in der Tessanda. Wurden diese alle in der Tessanda ausgebildet? Gibt es noch viele Menschen, die diesen schönen Beruf erlernen?
Näherinnen bilden wir nicht selbst aus, jedoch haben die meisten unserer Weberinnen die 3‑jährige Lehre als Gewebegestalterin EFZ in der Tessanda absolviert. Das Handweben gehört wie beispielsweise das Geigenbauen oder Schindelmachen zu den Kleinstberufen. Pro Jahr beginnen null bis drei Frauen in der ganzen Schweiz ihre Lehre. Die Tessanda ist einer von lediglich fünf Betrieben in der Schweiz, der noch regelmässig Lernende ausbildet.

Welche Eigenschaften sind hilfreich, wenn man Weber/​in werden will? Welche Produkte stellen Sie her?
Die Arbeit am Webstuhl verlangt höchste Präzision, Ausdauer und Fingerspitzengefühl. Für das Gestalten von neuen Geweben oder Produkten ist gestalterisches Flair, Kreativität und Vorstellungskraft nötig. Dann muss man natürlich den Markt und die Wünsche der Kund*innen kennen, damit die aufwendig produzierten Artikel dann auch Käufer finden.

Wie sieht der Ablauf der Herstellung aus? Arbeiten Sie rein auf Auftrag oder stellen Sie auch eigene Produkte her? Wo kann man diese erwerben?
Wir stellen ein ganzes Sortiment an unterschiedlichen Produkten her: Textilien für die Küche, den Tisch, das Bad und den Wohnbereich. Unsere Accessoires wie Schals, Taschen und Etuis sind ebenfalls sehr beliebt. Neu verkaufen wir ein kleines Sortiment für Babys und Kinder. Alle Artikel kann man entweder in unserem Laden in Sta. Maria Val Müstair oder in unserem Online-Shop kaufen. Wir führen aber regelmässig auch Bestellungen nach Mass aus.

Welche Produkte werden am häufigsten bei Ihnen in Auftrag gegeben? Sind die Kunden eher Firmen/​Vereine oder auch oft Privatpersonen?
Unser Abwaschlappen «Tea Fondada» ist der am meisten verkaufte Artikel. Da er auch nach tagelangem Gebrauch nie schlecht riecht, ist er sehr beliebt. Zu kaufen gibt es ihn direkt bei uns oder in unserem Online-Shop. Wir dürfen Privatpersonen wie auch Firmen zu unserer Kundschaft zählen.

Haben Sie das Gefühl, dass das gesteigerte Bewusstsein für Themen wie Nachhaltigkeit mehr Menschen auf Ihre Arbeit aufmerksam werden lässt?
Ja, das Thema Nachhaltigkeit bestimmt immer stärker das Einkaufsverhalten. Seit Corona wird vermehrt auch nach regional hergestellten Produkten gesucht. Wir hören zudem oft auch von unseren jüngeren Kund*innen, dass sie lieber Qualität statt Quantität kaufen und bereit sind, einen höheren Preis zu bezahlen. Da den wertigen Produkten meist auch mehr Sorge getragen wird, leben sie länger – der etwas höhere Preis zahlt sich somit definitiv aus.

Gibt es einen Auftrag, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?
Wir stellen viele Teppiche nach Mass her: Die Kundin oder der Kunde bestimmt nicht nur die Grösse, sondern auch die Farbzusammenstellung des Wunschteppichs. Manchmal staunen wir ob der mutigen Farbwahl und sind dann begeistert, wenn wir den fertigen Teppich vor Augen haben. Den grössten Auftrag der letzten Jahre haben wir von Victorinox erhalten. Wir durften mehrere Hundert Küchentücher weben – ein fantastisches Zeichen von Vertrauen und Wertschätzung.

An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit? Gibt es Pläne/Highlights in naher Zukunft, von denen Sie uns gerne erzählen möchten?
In Zusammenarbeit mit dem renommierten Textildesigner Hugo Zumbühl haben wir im Sommer eine neue Teppich-Kollektion fertig designt und dafür gleich den Graubündner Design Preis 2022 von Mobiglias gewonnen. Wir freuen uns, jetzt die unterschiedlichen Teppiche der Kollektion weben und in unserem neuen Teppich-Schauraum in Sta. Maria den Kundinnen und Kunden zeigen zu dürfen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Stiftung Manufactura Tessanda Val Müstair
Plaz d’Ora 14
7536 Sta. Maria V.M.

tessanda​.ch
allegra@​tessanda.​ch

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20. November 2023 Bucherer Talk 02

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Sie kreiert Masterpieces für starke Frauen – Top-Designerin Hollie Bonneville Barden im Talk über intuitives Design und kraftvolle Inspiration.

Sie hat bereits mit 24 Jahren ihre erste High-Jewellery-Kollektion in Paris präsentiert, seither ist Hollie Bonneville Barden aus der Welt des Schmuckdesigns nicht wegzudenken. Nun hat die internationale Top-Designerin in Wien die streng limitierte High Jewellery Collection «Inner Fire» von Bucherer Fine Jewellery präsentiert. Ein Motto, das die gebürtige Engländerin lebt: Sympathisch und voller Engagement eröffnet sie einen «Open Space» voller Inspiration und Intuition. moments verrät sie, wie daraus Masterpieces entstehen, wieso Natur im Trend liegt und warum wahre Schönheit Authentizität bedeutet. Hollie Bonneville Barden im Design Talk.

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26. Juni 2021
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