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Leonid Rath im Talk über 200 Jahre Lobmeyr und die Kunst der Innovation.

Lobmeyr ist nicht einfach ein Geschäft, Lobmeyr ist eine Institution. Ein Wahrzeichen der Wiener Handwerkskunst. Seit 200 Jahren werden in den Werkstätten edelste Glaswaren erzeugt. Die lange Tradition sieht man im Familienunternehmen – heute im Besitz und geleitet von den drei Cousins Andreas (Stammhaus Kärntner Strasse), Leonid (Glas) und Johannes Rath (Luster) – nicht als Bürde, sondern als Auftrag zu ständiger Erneuerung. Denn Lobmeyr hat stets mit den grossen Künstlern der jeweiligen Zeit zusammengearbeitet – von Theophil Hansen bis Matteo Thun. Kein Wunder, dass es zum Firmenjubiläum auch eine repräsentative Ausstellung im Museum für angewandte Kunst gibt. Martin Traxl hat für moments mit einem verblüffend offenen Leonid Rath über die Kunst der Innovation gesprochen.

200 Jahre Firmen- und Familiengeschichte: Wie hält man es aus mit einem solchen Erbe auf den Schultern, wie bleibt man da beweglich?

Die Last der Tradition war immer ein Thema bei uns, und gerade in einem Jubiläumsjahr kann immer wieder so ein Gefühl hochkommen. Was mich aber sehr davon befreit hat, waren die Erzählungen meines Vaters über die Familiengeschichte. Daraus wird klar, dass wir immer mit Wasser gekocht haben. In Aufzeichnungen von Ludwig Lobmeyr aus dem 19. Jahrhundert wird dieser direkte, unverblümte Zugang vom Handwerk zum Design deutlich. Und was noch geholfen hat, war ein kritischer Blick in unsere Archive – da realisiert man, dass wir damals auch wirkliche Scheusslichkeiten produziert haben. Was wir heute sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Die ist allerdings beeindruckend. Ein Klassiker braucht eben viele Jahre, bis die Zeit ihren Qualitätsstempel draufgedrückt hat.

Ein Klassiker braucht viele Jahre, bis die Zeit ihren Qualitätsstempel aufgedrückt hat.

Was war denn eigentlich die Initialzündung für die Gründung der Firma bzw. die Spezialisierung auf edles Glashandwerk?

Josef Lobmeyr sen. war ein Glaser aus dem oberösterreichischen Grieskirchen und hat in Wien gleich sehr zentral in der Weihburggasse ein kleines Geschäft eröffnet, wo er vom Fensterglas über Spiegel bis hin zu einfachen Trinkgläsern alles angeboten hat. Er schreibt in seiner Biografie, dass sein rascher Erfolg nicht darauf beruht hat, dass er so gut war, sondern dass seine Mitbewerber so faul waren. Er wurde dann relativ bald Hoflieferant – und die zweite Generation, Josef und Ludwig Lobmeyr, hat dann die Marke neu positioniert und auch das Logo entwickelt, das wir immer noch verwenden. Damals sind wir auch vom reinen Händler zum Glasverleger geworden. Ein Verleger ist wie im Buchgeschäft jemand, der sich Autoren sucht und ein gutes Sortiment zusammenstellt, das für die Menschen von heute relevant ist und Freude macht. Mit der Zeit kamen dann die Luster hinzu.

Lobmeyr war also immer sehr auf das Zeitgenössische fokussiert?

Absolut! Wir stehen zwar in Wien vor allem für Tradition, aber das liegt vielleicht auch an der historischen Anmutung unseres Geschäfts, das wir jetzt auch behutsam auffrischen. Tatsächlich war Lobmeyr schon um 1860 federführend an der Kunstgewerbereform beteiligt, woraus auch die Gründung des heutigen Museums für angewandte Kunst resultierte oder die Beteiligung an verschiedenen Weltausstellungen. Seither wurde regelmässig mit Künstlern zusammengearbeitet und die Produktentwicklung vorangetrieben.

Begonnen hat diese Entwicklung mit Theophil Hansen?

Er war besonders wichtig für unser Haus. Hansen hat damals schon – lange vor Wagner und Hoffmann – das Prinzip des Gesamtkunstwerks verfolgt und war nicht nur als Architekt tätig. Zudem war Wien in den 1860er- und 1870er-Jahren eine Boomtown mit unzähligen neuen Prachtbauten, die an der Ringstrasse entstanden sind. Mit den Wiener Werkstätten hat sich die Nähe zur Kunst dann intensiviert. Es gab aber immer auch nachhaltiges Design, das inhouse entwickelt wurde, etwa die berühmte Alpha-Serie von Hans Harald Rath in den 1950er-Jahren. Bei Übernahme der Geschäfte durch eine neue Generation kamen die starken Impulse zumeist von aussen, um aus dem eigenen Saft herauszukommen. Auch vor 20 Jahren gab es so eine Phase, da haben wir Lobmeyr bewusst von internationalen Designern abprüfen lassen, ob und was wir noch für einen Sinn in der Welt haben. Da haben wir enorm viel gelernt. 

Wie gehen Sie heute mit der Produktentwicklung um?

Wir haben immer die Kooperation mit Künstlern und den Akademien gesucht und hatten auch internationale Händler als Sparringspartner, die uns vorangetrieben haben. Auch Teilnahmen an Ausstellungen bei der Vienna Design Week oder Wallpaper Hand Made oder im Vitra Museum bringen unwillkürlich neue Inspirationen. Das muss nicht immer gleich zu Produkten führen. Das können Installationen sein, Zeichnungen, Entwürfe – aber wir versuchen, unsere Ideen zu erklären, Kreativität sichtbar zu machen. 

An der Luster-Produktion sieht man den technischen Fortschritt gut …

Wir haben den ersten elektrischen Luster mit Edison 1883 für eine Ausstellung in der Rotunde entwickelt und arbeiten heute laufend mit komplexen LED-Steuerungen. Die Auftraggeber waren schon früh international.

Wo möchten Sie Lobmeyr in ein paar Jahrzehnten sehen?

Wir sind in einer Grössenordnung, in der wir gut funktionieren. Alles, was grösser wird, ist von uns als Familie nicht mehr kontrollierbar, und ist nicht mehr lebendig. Diese Lebendigkeit zu erhalten, das ist das Ziel der Firma. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Kunst der Innovation

Seit 1823 steht die Wiener Glasmanufaktur J. & L. Lobmeyr für Handwerkskunst erster Klasse. Vor allem die Zusammenarbeit mit Kreativen von Theophil Hansen bis Adolf Loos machte die Manufaktur international bekannt. Nun widmet sich eine eigene Jubiläumsausstellung im MAK dem Traditionsunternehmen. 

Glanz & Glamour – 200 Jahre Lobmeyr.
noch bis 24. September 2023
MAK Ausstellungshalle
mak​.at

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Spielerische Beharrlichkeit

Barbara Frey – Regisseurin, Intendantin und Gewinnerin des Schweizer Grand Prix Darstellende Künste im Porträt.

Das Spektakel ist es, was uns im Theater in den Sessel drückt und uns gefangen hält, aber die Lücken im Spektakel sind es, die es uns ermöglichen, ein Teil des Ganzen zu sein. Genau diese Räume zu schaffen, ist ein Spezialgebiet der gebürtigen Baslerin Barbara Frey, die zuletzt mit dem Schweizer Grand Prix der Darstellenden Künste, dem Hans-Reinhart-Ring, ausgezeichnet wurde. Das bemerkte auch Jury-Mitglied Markus Joss in seiner Begründung: «Ihre Sprache ist die Detailfülle der Figuren in orchestrierten Tableaus. Nie sind das leere Ideengebäude, immer werden ihre Inszenierungen zum Erlebnisraum für die Sinne. Es gibt diese wunderbaren <Lücken>, sie darf ich als Zuschauer besetzen − eben, weil nicht alles auserzählt wird. Ich werde eingeladen zu einer Komplizenschaft, in der Platz ist für meine eigene Fantasie.»

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01. Dezember 2020 Zenk Aufmacher neu

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Der Mensch ist bekanntlich ein soziales Wesen. Von Geburt an brauchen wir den Kontakt zu anderen Menschen und schätzen diesen – auch über die frühkindliche Phase hinaus. Je nach Stimmungslage und Art der Gesellschaft mal mehr, mal weniger. Gerade in Zeiten komplexer Aufgaben und gesellschaftlicher Herausforderungen ist das Kollektiv jedoch besonders gefragt, wie auch die Wissenschaft aktuell beweist: Mit der Erkenntnis, dass Menschen einsam oft weniger intelligent sind als gemeinsam, liefert sie einen unschlagbaren Anreiz, sich mit Menschen auszutauschen. «Collective Mind» nennt sich das Phänomen, nach dem die Problemlösungskompetenz von Gruppen nicht vom IQ der einzelnen Mitglieder abhängt, sondern davon, wie gut sie miteinander agieren. Diesem Thema widmet sich aktuell Dr. Lukas Zenk mit einem dreijährigen Forschungsprojekt am Department für Wissens­ und Kommunikationsmanagement an der Donau­Universität Krems. Hunderte Teilnehmer absolvieren dafür Experimente, die zeigen sollen, wie die kollektive Wissensvermehrung funktioniert. Eine bedeutende Errungenschaft, die für Unternehmen ebenso wie für Familien oder Gruppen jeder Art von enormer Bedeutung ist. Ist für den IQ gemeinsam immer besser als einsam? Welche Rolle spielen dabei Legosteine und Improvisation? Das Moments Magazin traf den Professor für Innovations­ und Netzwerkforschung in den kreativen Räumlichkeiten der Vollpension im MUK in Wien, um diese und weitere spannende Fragen zu klären.

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