Musiker, Manager, Trüffelsucher – der neue Intendant des Lucerne Festivals im Porträt.
Sebastian Nordmann wird neuer Intendant bei Lucerne Festival. Der gebürtige Kieler gilt als Verjüngungspille und hat neben dem Gespür für aufkommende neue Stars und innovative Formate auch ein Talent für schwarze Zahlen.
Ab 1. Januar 2026 wird Sebastian Nordmann Intendant des Lucerne Festival, dem renommierten Klassik-Festival in der Stadt am Ufer des Vierwaldstättersees. Sein Vorgänger Michael Haefliger hat dann 26 Jahre lang die Geschäfte geführt, der Wechsel an der Spitze bietet also auch die Chance, neue Wege abseits der eingetretenen Pfade einzuschlagen.
Sebastian Nordmann wiederum ist seit vierzehn Jahren Intendant des Konzerthauses und Konzerthausorchesters Berlin, er wechselt nun aus der Berliner Sprödigkeit in die schweizerische Noblesse. Nordmann beschreibt sich als weltoffenen Gastgeber, als einer, der grosse Traditionen pflegen und sie zugleich zeitgemäss verändern kann. In Berlin hat er das Publikum verjüngt, bei den Festspielen in Mecklenburg-Vorpommern die Zuschauerzahlen verdoppelt.
Nordmann ist vielseitig ausgebildet: 1971 in Kiel geboren, studierte er Musikwissenschaften und Neuere Geschichte. Es folgte eine Zeit als Unternehmensberater, auch bei Banken und einem CD-Verlag war er tätig, bis er 2002 die künstlerische Leitung und die Geschäftsführung der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern übernahm. 2009 wechselte er ans Konzerthaus Berlin. Nordmann hat den Ruf eines visionären Kunstvermittlers mit breitem Netzwerk, der die Öffnung des klassischen Musikbetriebs mit neuen Konzertformaten, innovativen Ideen, wie zum Beispiel dem Einsatz von KI-Brillen, und spannenden Kooperationen vorangetrieben hat. Er ist Künstler, Vermittler und Manager zugleich. Und Trüffelschwein, sagte er gegenüber dem Schweizer SRF: ständig auf der Suche nach vielversprechenden Jungstars, die in den Startlöchern stehen.
Das Lucerne Festival gibt es seit 1938, gegründet wurde es vom Schweizer Dirigenten Ernest Ansermet und dem Komponisten Walther Schulthess. Sechzig Jahre später wurde das vom Architekten Jean Nouvel konzipierte legendäre Kultur- und Kongresszentrum am Vierwaldstättersee eröffnet. Das Festivalgebäude interagiert auf verschiedenen Ebenen mit dem See: Zwei Wasserkanäle führen direkt ins Gebäude hinein, sie strukturieren die drei Teile Konzertsaal, Luzerner Saaltrakt und den Kongress- und Museumstrakt – angeordnet wie Schiffe in einer Werft.
Bei Lucerne Festival gastieren traditionell die besten Orchester der Welt im Bereich der klassischen Musik, mehrmals im Jahr finden Veranstaltungen mit verschiedenen Schwerpunkten statt, das Hauptfestival ist jeweils im Sommer – in diesem Jahr mit dem Schwerpunkt «Paradies»: In einer Gegenwart, geprägt von Sorgen um den Klimawandel, dem Krieg in der Ukraine und vielem mehr, ist die Sehnsucht nach einer heilen Welt gross. Wer der gedanklichen Negativ-Spirale entfliehen möchte, dem steht in Luzern das Paradies offen. Zumindest musikalisch bewegt sich alles hin zu einem paradiesischen Ideal, das die Fantasie beflügelt. Als Sinnbild des ewigen Lebens, einer intakten Natur, des Glücks und des Friedens. Mit Musik aus fünf Jahrhunderten spürt das Festival seiner eigenen Vorstellung von Paradies nach, unter anderem mit einer konzertanten Aufführung von Richard Wagners Oper «Das Rheingold» oder der «Alpensinfonie» von Richard Strauss.
Dem zukünftigen Intendanten Sebastian Nordmann liegt in Zukunft besonders das Lucerne Festival Orchestra am Herzen, er möchte hier mehr in Richtung zeitgenössische Musik gehen. Das Orchester wurde vom 2014 verstorbenen Claudio Abbado gegründet mit dem Ziel, vor allem den Nachwuchs zu fördern. Neue Musik ist Nordmanns Schwerpunkt, in Lucerne wird sie bislang vor allem mit der «Academy» und dem Lucerne Festival Contemporary Orchestra abgebildet. Man darf also gespannt sein, ob und wie der langjährige Wahlberliner das Lucerne Festival ab 2026 modernisieren wird.

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