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Raketen-Look, Buckel, Trapez: Wie ein Fahrzeug aussieht, ist kein Zufall. Es ist Kunst.

Es liegt rund 100 Jahre zurück, dass General Motors die erste Designabteilung eines Automobilunternehmens gründete. Was der damalige Vorstandsvorsitzende Alfred Sloan damit in Gang setzte, war ihm wahrscheinlich nicht bewusst. Doch eines ist klar: Heute zählen Look und Anmutung zu den Hauptkriterien bei der Entscheidung für ein neues Auto. In Zeiten, in denen die Zuverlässigkeit und die Qualität von Fahrzeugen immer besser wird, avanciert das Design zum ultimativen Unterscheidungsmerkmal. Die Mobilität befriedigt ein notwendiges Bedürfnis, das Design aber Gefühle.

Designer greifen zum Bogen

Die Automobilwelt steht vor einer gestalterischen Revolution. Der Siegeszug des Elektroautos macht neben einer besseren CO2-Bilanz nämlich vor allem eines möglich: ein vollkommen neues Design. Der Grund dafür ist klar – schwere Motoren, das Getriebe, der Tankbehälter und viele weitere platzfressende Details fallen weg. Die Ein- und Zweiganggetriebe brauchen kaum Raum, die Akkupacks können praktisch im Fahrzeugboden verbaut werden. Dennoch sind die Hersteller noch zurückhaltend, die Gefahr, die Kunden mit zu waghalsigen Formen zu verschrecken, scheint gross. Als einer der ersten Hersteller wagt Mercedes mit dem EQS einen grossen Schritt in Richtung Neugestaltung. Das klassische Limousinendesign wurde aufgelöst und ein das gesamte Fahrzeug überspannender Bogen – Mercedes nennt es One-Bow-Design – charakterisiert den neuen Auftritt. Das Cockpit ziert ein sogenannter Hyperscreen, der sich über die gesamte Breite des Fahrzeugs erstreckt. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Audi mit seinem Concept-Car Grandsphere. Eine sehr kurze Motorhaube und ein sehr langer Radstand schaffen eine neue Form und vor allem sehr viel Platz im Innenraum. Dem Gedanken des autonomen Fahrens Rechnung tragend lassen sich die Vordersitze daher um 90 Grad drehen, das Lenkrad lässt sich ins Armaturenbrett fahren, und in der Mittelkonsole gibt es Platz für Drinks und Topfpflanzen – zur Stärkung des Wohnzimmergefühls. 

Das Wohnzimmer kommt in Fahrt

Doch nicht nur der Elektromotor an sich wird das Design unserer Autos grundlegend verändern. Auch Kameras und Sensoren, die das Geschehen rund um das Auto beobachten und auf Bildschirme im Innenraum projizieren, lassen die Ideen der Designer sprühen. Ein kreatives Beispiel liefert die Studie «Renndienst» aus dem Hause Porsche, ein pummeliger Elektro-Van, der wohl noch am ehesten dem Tesla Model Y Konkurrenz machen soll oder als sportliche Version des Elektro Bulli von VW durchgehen könnte. Die Heckscheibe besitzt er zwar noch, aber die Rückspiegel sind bereits als kleine Kameras gestaltet. Der Fahrersitz ist mittig platziert und lässt sich um 180 Grad drehen, flankiert wird das Lenkrad von grossen Bildschirmen. Nicht unähnlich ist dem Renndienst der Mini Vision Urbanaut. Er ist allerdings noch viel mehr Wohnzimmer als fahrbarer Untersatz. Im Inneren gibt es variable Lümmelecken zum Entspannen, auf herkömmliche Autoarchitektur wird fast vollständig verzichtet. Der Urbanaut ist für das autonome Fahren konzipiert. Nur eine gewaltige Schiebetür gewährt Zutritt zu dem futuristischen Gefährt. Generell besteht der Mini mehr aus Glas als aus anderen Stoffen – die Frontscheibe lässt sich sogar hochklappen, um dann im darunterliegenden Daybed gemütlich zu chillen. Ein bisschen weniger futuristisch fiel der Volvo Concept Recharge aus. Neben dem gewachsenen Innenraum, den wir nun bereits aus anderen E‑Modellen kennen, punktet das Design des Wagens mit vertikalen Rückleuchten, die sich bei höherem Tempo ausdehnen und so die Aerodynamik verbessern. Volvo spricht in Summe von einem skandinavischen Design, das dem Ansatz «Weniger, aber besser» folgt. 

Gegen den Strom

Jenseits von E‑Mobility will beispielsweise der Bugatti Bolide nichts von Strom wissen – wenn schon, dann schwimmt er gegen den Strom. Lange wurde angezweifelt, dass dieses Fahrzeug wirklich existiert, denn die technischen Daten des 16-Zylinders sind angsteinflössend: 1850 PS und 1850 Nm auf 1240 kg Gewicht. Die Designmarke «Form follows Performance» setzt u. a. auf eine morphbare Aussenhaut der Ansaughutze auf dem Dach. Bei langsamer Fahrt bleibt die Oberfläche glatt, bei schneller Fahrt dagegen wölbt sich ein Feld von Blasen aus und reduziert so den Luftwiderstand um zehn Prozent. Apropos: Ist es Ihnen schon aufgefallen? Der böse Blick und die Menschenfresseroptik, die so mancher Wagen heutzutage bietet, ist bei den selbstfahrenden Modellen eher eine Seltenheit. Um das Vertrauen der Menschen in diese Technik zu gewinnen, ist es den Herstellern wohl ein Anliegen, die Roboterautos möglichst freundlich aussehen zu lassen. Eine Vorgabe, die mit vielfältigem Design gelingt. Wir dürfen also puncto Autodesign mit einem Lächeln in die Zukunft blicken. 

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01. November 2021 Zukunft frei Haus 05

Zukunft frei Haus

Virtuelle Vernetzung, Augmented Reality, 3‑D-Druck – die Zukunft kommt zu uns nach Hause.

Das eigene Zuhause. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Hier leben, arbeiten, feiern, essen und tanzen wir – mit Freunden und Familie oder auch allein. Die eigenen vier Wände haben eine magische Kraft, gerade auch in Zeiten von Quarantäne und Social Distancing. Die Coronakrise hat uns gezeigt, dass ein Leben abseits von Grossraumbüro und Diskothek möglich ist und dass wir dennoch nicht vereinsamen müssen. Es waren technische Helferlein wie Video-Calls, Online-Museen und virtuelle Coaches, die uns das Leben, wie wir es kennen, weiterhin ermöglichten. Und dennoch ist dieser Akt erst die Generalprobe für den grossen Auftritt. In absehbarer Zukunft liegt uns die Welt im eigenen Wohnzimmer zu Füssen. Ein Blick in die Zukunft verrät, dass es keine virtuellen Grenzen geben wird und dass wir alles erleben können.

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08. Februar 2022 Local Artist 03

Der Künstler von nebenan

Mit der Plattform Support Your Local Artist werden begabte Künstler aus der Schweiz promotet.

Ein kleiner Laden mit ausgesuchten Kunstwerken eines jungen Künstlers, dem wir nach einem netten Gespräch ein Bild abkaufen, oder die Boutique, in der allerlei Schönes und Dekoratives für zu Hause angeboten wird und die wir am liebsten komplett leer kaufen möchten. Lokal und bei noch unbekannten, aber deshalb nicht minder begabten Künstlern, Handwerkern und Kreativen zu kaufen, ist ein ganz besonderes Erlebnis für beide Seiten. Gerade während der Lockdowns im letzten Jahr, als viele vor verschlossenen Laden- und Ateliertüren standen und umso mehr heimische Kunst unterstützen wollten, wurde die Plattform «Support Your Local Artist» ins Leben gerufen, die Künstlern ebenso wie Kunstinteressierten eine Plattform bietet. Kreative Köpfe aus den Bereichen Illustration, Grafik, Fotografie und Design bieten hier ihre Produkte zum Verkauf an und lenken den Blick auf lokale Talente.

supportyourlocalartist​.ch

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Maya Repele

Nach Strich und Faden

Maya Repele im Gespräch über die beeindruckende Handwerkstradition der Manufactura Tessanda.

Ein sphärisches Rauschen, rhythmisches Klappern, der Geruch von Holz und flinke Hände, die wie ferngesteuert zwischen einem Ballett aus Fäden mittanzen. Es ist eine aussergewöhnliche Welt, die einen hinter den Türen der Stiftung Manufactura Tessanda im wunderschönen Val Müstair erwartet. Eine Welt, die das Alte mit dem Neuen verbindet und daraus Buntes schafft. Moderne Frauen arbeiten hier an über 100 Jahre alten Webstühlen und stellen alles her, was unser Zuhause schöner macht – vom Kissenbezug über die Baby-Wolldecke bis hin zum Haargummi. 

Maya Repele, ihres Zeichens Präsidentin des Stiftungsrates und Geschäftsleiterin, erzählt im Gespräch, was die Tessanda zu einem solch besonderen Ort der Bewahrung und Weiterführung von Traditionen der Region macht, welche Eigenschaften man für den Weber-Beruf mitbringen sollte und wie man mustergültig in die Pedale tritt.

Von wem und wann wurde die Manufactura Tessanda eröffnet?
Die Tessanda wurde 1928 von zwei Handarbeitslehrerinnen aus Chur gegründet, die im abgelegenen und armen Münstertal, oder eben auf Romanisch im Val Müstair, Handarbeits-kurse an der Schule gegeben haben. Der Dorfpfarrer hat sie dabei unterstützt. Es war ein Frauenförderungsprojekt: Man wollte den Frauen im Tal die rare Möglichkeit geben, eigenes Geld zu verdienen, eine achtsame Ausbildung zu machen oder sich eine Aussteuer zu weben.

Sie arbeiten noch von Hand auf teilweise über 100 Jahren alten Webstühlen. Für Laien erklärt: Aus welchen Teilen setzen sich diese zusammen?
Die traditionellen Webstühle sind zugleich einfache wie ziemlich vielschichtige Geräte. Unsere Besucherinnen und Besucher sind immer wieder erstaunt darüber, zu sehen, dass wir mit bis zu zwölf Tritten auf den Fusspedalen komplexe Webmuster weben können. Die Weberin bedient den Webstuhl mit beiden Armen und beiden Füssen. Eine perfekte Koordination der unterschiedlichen Bewegungen und Gesten ist unumgänglich, denn alles geht sehr schnell – bis zu 80 Mal pro Minute lässt die Weberin das Schiffchen hin und her sausen, bis zu 20000 Mal pro Tag. 

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