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Caroline Palfy will hoch hinaus – mit dem Baustoff Holz schafft sie wahre Wunderwerke.

Caroline Palfy will hoch hinaus. Genau wie der Rohstoff, mit dem sie ganz nachhaltig die Baulatte höher legt. Die Baumeisterin konstruiert wahre Wunderwerke aus Holz. Wie das funktioniert, verrät sie im Talk.

Frau Palfy, wir treffen uns hier im Salettl in Wien. Welchen persönlichen Bezug haben Sie zu dieser Location?

Ich war schon lang nicht mehr hier, mag aber diese alten Kastenfenster, die Konstruktionen aus Holz und den traditionellen Charme dieses Gebäudes sehr. Ich komme ursprünglich ja von der Restauration. In der Malerschule in Baden haben wir Fresken restauriert und auch viel mit Holz gearbeitet. Diese Leidenschaft habe ich mir erhalten. 

War das der Antrieb für Sie, in die Baubranche zu wechseln?

Dieser Weg hat sich nach und nach so ergeben. Als ich die Chance bekam, bei der Conwert anzufangen, habe ich diese genutzt. Anfangs als Mädchen für alles, dann später als Bauleiterin, Prokuristin und schliesslich als Geschäftspartnerin von Günter Kerbler. 

Wie kam es dann zur Idee für das erste Holzhochhaus der Welt?

Als wir 2014 mit der Planung des HoHo Wien begonnen haben, klang das alles wirklich sehr utopisch. Zu dieser Zeit war Nachhaltigkeit eher noch ein Randthema und in der Baubranche überhaupt nicht präsent. Ich habe mir aber damals schon Gedanken darüber gemacht, dass es nicht unbedingt nachhaltig ist, dass man jedes Parkett rausreisst und ersetzt, jedes Kastenfenster ausbaut und durch ein PVC-Fenster ersetzt. Ich bin überzeugt, dass man Nachhaltigkeit von vielen Seiten beleuchten sollte. Und so kam es zur Idee des ersten Holzhochhauses. 

Das Ergebnis steht jetzt in der Seestadt Aspern. 75 Prozent Holz, 84 Meter, 800 Holzstützen, in 75 Minuten nachgewachsen – so wird Ihr Werk in Kürze beschrieben. Was waren für Sie die grössten Herausforderungen bei diesem Projekt?

Interessanterweise war sogar die Holzbranche am skeptischsten, ob eine derartige Konstruktion funktionieren würde. Ich wurde durchaus belächelt. Erstaunlicherweise hat es dann wirklich gut geklappt. Wir haben uns für eine Hybridkonstruktion aus Beton und Holz entschieden. Die tragende Konstruktion ist zur Gänze aus Holz und verjüngt sich wie ein Baum in der Höhe. Der Betonkern gleicht die Schwingungen eines Hochhauses aus. Die Brandgefahr war natürlich ein grosses Thema. Als wir dann bei einem Versuch 90 Minuten lang bei 2000 Grad die Holzkonstruktion befeuert haben, war ich schon sehr nervös. Wobei das Ergebnis überzeugt hat: Nur 1,7 Zentimeter sind abgebrannt. Das haben wir mit einer Überdimensionierung gelöst. Im Inneren hat sich die Temperatur gar nicht verändert, während etwa Stahl sich innerlich verbiegen würde.

War das einer der Aha-Momente während des Baus?

Durchaus! Der grösste Feind von Holz ist nicht Feuer, sondern Wasser. Wir haben daher nur ein Geschoss pro Woche geflämmt und verbaut, damit wir die einzelnen Teile vor Regen schützen konnten. 

Wie kann das Bauen in Zukunft noch nachhaltiger werden? 

So allgemeine Trends wie begrünte Fassaden werden auch im Holzbau angedacht, wobei diese Fassaden in keiner Weise einen Baum ersetzen. Ein Laubbaum ist die beste Beschattung, und im Winter lässt er dennoch das Sonnenlicht durch. Bauen mit recycelten Materialien ist aktuell auch Thema für mich. Wobei das wirklich schwierig ist, da die Aufbereitung der Materialien oft als zu aufwendig erscheint. Was meiner Meinung nach eine Ausrede ist – es ist Zeit, wegzukommen von der Wegwerfgesellschaft, hin zum ressourcenschonenden Umgang mit unserer Umwelt. Auch auf den Baustellen dieser Welt.

Wie sieht die Stadt der Zukunft für Sie aus?

Ich wünsche mir mehr Grün, mehr Satteldächer, ein kleinteiliges Stadtbild. Mehr Bescheidenheit bei Technik und Grösse, dafür mehr Fülle in Sachen Ressourcenschonung und Design.

Vielen Dank für das Gespräch!