Technik kann heutzutage mehr als nur den Alltag erleichtern. Mittlerweile designt sie eine eigene Welt für sich.
Sie werden oft belächelt und doch sind sie die wahren Visionäre puncto Zukunft – Drehbuchautoren wie Gene Roddenberry, der «grosse Vogel der Galaxis» und Erfinder von Star Trek, oder George Lucas, der mit Star Wars die Leinwände eroberte. Beide waren ihrer Zeit weit voraus, als sie Figuren als Hologramme zum Leben erweckten. Bereits 1977 überbrachte ein Droide eine Botschaft in Form eines 3D-Hologramms an seine Besitzerin Prinzessin Leia. In der dritten Staffel von Star Trek, die Ende der 1980er-Jahre ausgestrahlt wurde, gingen die Drehbuchautoren sogar noch einen Schritt weiter und liessen die Crewmitglieder der legendären Enterprise in sogenannten Holodecks in jede beliebige Welt eintauchen. In einer fiktiven Welt und auf einem Bildschirm lassen sich derartige Illusionen natürlich leicht umsetzen, im wahren Leben sieht es aber schon ganz anders aus. Doch manche Dinge lassen sich eben einfach nicht aufhalten. Was damals als utopische Idee erdacht wurde, steht heute, einige Jahrzehnte später, kurz vor dem endgültigen Durchbruch. Glaubt man der Technologieberatungsfirma IDTechEx, so wird sich der Markt für erweiterte, virtuelle und gemischte Realität, zu der 3D-Holografie gezählt wird, bis zum Jahr 2030 auf einen Wert von mehr als 30 Mrd. US-Dollar ausgeweitet haben.
Ein Stück Kultur
«Mamma mia» hiess es daher bei eingefleischten ABBA-Fans, die heuer ihre Kultband live in London erleben durften. Die vier Promis zeigten sich zwar nur zur Premiere, das Konzert lieferten aber lebensechte Avatare von Agnetha, Benny, Björn und Anni. Begeistert von diesem Auftritt waren nicht nur die Besucher, sondern auch die Kritiker. Es war ein technisches Meisterstück. Doch ABBA waren bei Weitem nicht die Ersten, die mithilfe von Hologrammen eine Bühnenshow absolvierten. Whitney Houston, Michael Jackson, Maria Callas, Roy Orbison – sie alle standen nach ihrem Tod live auf der Bühne und begeisterten ihre Fans als virtueller Rock‑, Country- oder Opernstar. Und sie werden bestimmt nicht die letzten gewesen sein. Der grosse Erfolg von ABBA wird weitere Promis anlocken. Led Zeppelin-Gründer Jimmy Page beispielsweise spielt bereits ganz offen mit dem Gedanken. Aber nicht nur Musiker werden dank Technik zum Leben erweckt, auch der verstorbene Kult-Schauspieler James Dean wurde als Hologramm wiedergeboren. Offenbar ist es leichter, Stars am Computer zu rekonstruieren als in der realen Welt neue zu erschaffen. So hat sich die amerikanische Firma Worldwide XR bereits jetzt die Rechte an mehr als 400 verstorbenen Celebrities gesichert. Als prominenter Künstler muss man demnach offenbar vorausschauend sterben. Der Schauspieler Robin Williams hatte das erkannt und in seinem Testament festgehalten, dass bis 25 Jahre nach seinem Tod kein Hologramm von ihm angefertigt werden darf. Wie brisant diese Diskussion ist, zeigt auch der Wunsch der Filmschaffenden, noch mehr von dieser Technik auf die Leinwand zu bringen – die Studios könnten sich ihre Stars einfach selbst erschaffen. In Japan ist das bereits geschehen. Hatsune Miku, eine junge Sängerin mit schrillem Haar und Schuluniform, füllt im fernen Osten bereits ganze Konzerthallen – als Mensch existiert hat sie nie und das wird sie auch nie. Hatsune ist ein vom Menschen geschaffenes Objekt, zum Leben erweckt durch Holografie.

Sozial und genial
Aber nicht nur Menschen werden auf der Bühne durch Hologramme ersetzt. Der deutsche Zirkus Roncalli, gegründet von den Österreichern Bernhard Paul und André Heller, setzt bereits seit vielen Jahren auf Holografie in der Manege. Mittels zahlreicher Hochleistungsbeamer werden Pferde und Elefanten für die Besucher zum Leben erweckt. Der italienische Zirkus Atmosphere ging kürzlich ebenfalls diesen Weg. Natürlich nicht ganz freiwillig, denn der Druck vonseiten der Tierschützer auf Zirkusbetreiber wird immer grösser. Doch wer hier Vorreiter ist, kann sich der Gunst des Publikums sicher sein. In erster Linie aber wird der Boom der Holografie nicht durch die grossen Bühnen vorangetrieben, sondern eröffnet im Verborgenen ganz neue Möglichkeiten. So ermöglicht es die Holografie dem Menschen, gleichzeitig an zwei Orten zu sein. Internationale Meetings können so abgehalten oder auch Messeauftritte absolviert werden. Erst im Oktober 2021 wurden erstmals Mediziner auf die Raumstation ISS «holoportiert». Dabei wurden 3D-Modelle der Beteiligten in Echtzeit konstruiert und übertragen. Über ein Mixed-Reality-Display konnten sich die Teilnehmer dreidimensional sehen, als wären sie im selben Raum. Kleiner Haken: Je weiter die Orte voneinander entfernt sind desto länger benötigt die Übertragung. Laut NASA kann die Verzögerung zum Mars z.B. bis zu 22 Minuten betragen. Natürlich können auch diverse Gegenstände dreidimensional dargestellt werden – von der Küche bis zum Auto. Museen sorgen mit Holografie für aussergewöhnliche Zeitreisen. Unternehmen nutzen die Holografie für Fernwartungen. So hat man mit dem Microsoft Dynamic 365 Remote Assist die Möglichkeit, mit Experten aus der Ferne zu kommunizieren, während diese den gleichen Blick auf das zu behebende Problem haben wie die Menschen vor Ort. Kreuzfahrtunternehmen nutzen diese Chance beispielsweise, um bei technischen Störungen Maschinenbauexperten zu Rate ziehen zu können. Viel Potenzial sehen Experten auch im Bereich der Medizin. Es gibt sogar einen eigenen Begriff dafür: Holomedizin. Die reale Welt wird dabei durch Hologramme erweitert, die auf realen Daten beruhen und als 3D-Modelle im physischen Raum erscheinen. Um Kosten zu sparen, soll die Technik künftig auch bei der Ausbildung von Ärzten zur Anwendung kommen. Ein Krankenhaus in Cambridge ist bereits in der Testphase. Dort sollen künftig Hologramme statt echter Patienten behandelt werden. Die meisten dieser Anwendungen sind ohne passendes Equipment aber kaum durchführbar, es bedarf daher meist eines Mixed-Reality Headsets.

Die Brille macht‘s
Es gibt einige Versuche, Hologramme ohne entsprechende Brillen darzustellen, der wahre Durchbruch hat sich aber bis dato nicht eingestellt. So forschte das US-amerikanische Unternehmen RED an einem Hologramm-Smartphone, das bis heute auf seine Markteinführung wartet. Vielversprechender sind Datenbrillen wie die HoloLens von Microsoft, Google Glass oder Apple Glasses. Diese Brillen legen diverse Filter über das Sichtfeld oder blenden Informationen ein – u.a. beispielsweise Hologramme. Die meisten Unternehmen setzen aktuell noch auf Microsofts HoloLens und das nicht ohne Grund. Auf der Entwicklerkonferenz «Ignite 2021» präsentierte sich Microsoft-Starprogrammierer Alex Kipman als Hologramm auf dem Meeresgrund. Die Teilnehmer sahen ihn durch die HoloLens 2, möglich machte es das neue Projekt «Mesh», bei dem echte und digitale Welten verschmelzen. Die Brille kann alle Bewegungen, die in ihrem Umfeld stattfinden, verfolgen und lässt es zu, dass Dinge im digitalen Raum bewegt werden können. Zudem ist die Brille mit einer Cloud-Plattform verbunden, die Hunderte von Apps bereitstellt. Bestehende Programme von Microsoft – von Office bis Teams – werden mit der neuen Welt verbunden. Excel-Tabellen werden nicht mit Doppelklick geöffnet, sondern stehen auf dem Boden, werden in dieser hybriden Welt greifbar, andere Teilnehmer gehen im Raum umher. Unternehmer, die ihre Fabrikhallen mit der HoloLens besuchen, können direkt mit den Maschinen kommunizieren. Wenn Geräte kaputt sind, kann der Techniker-Avatar jederzeit gerufen werden – unabhängig von seinem aktuellen Standort. Klassische Baupläne werden mit dieser Technik zu Auslaufmodellen, denn in «Mesh» wird der Bauplatz digital begehbar sein – die Möglichkeiten sind schier unendlich. «Mesh» steckt derzeit allerdings noch im Beta-Stadium, zudem darf Microsoft sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Apple und Facebook sind dem Konkurrenten auf den Fersen. Apple Glasses soll noch 2022 erscheinen und Mark Zuckerberg plant gar eine Kooperation mit dem Sonnenbrillenproduzenten Ray Ban. Gemeinsam wollen sie bis 2024 ein entsprechendes Produkt am Markt haben. Schliesslich soll die Datenbrille ja auch optisch etwas hermachen. Geht es doch darum, neue Welten zu designen.

Wie alles begann
Die Technologie an sich war eher eine zufällige Entdeckung. Ende der 1940er-Jahre arbeitete der Physiker Dennis Gabor daran, die Auflösungsstärke seines Elektronen-Mikroskops zu verbessern und stiess unverhofft auf eine zweidimensionale Abbildung von dreidimensionalen Informationen. Genannt hat er diese Entdeckung «Hologramm» und erhielt 20 Jahre später dafür den Nobelpreis. Für einen Durchbruch der Holografie sorgte jedoch der US-amerikanische Wissenschafter Emmeth Leith, der im Jahr 1964 der Öffentlichkeit erstmals ein Hologramm präsentieren konnte. Durch ihn erfuhr die Technik einen wahren Hype. Der grosse Vorteil: Die Wissenschaft hatte bereits Laser zur Verfügung, die ein kohärentes Licht lieferten, bei denen die Phase zwischen zwei Wellenzügen konstant blieb. Gabor hatte die Möglichkeit nicht und trug seine Erfindung mangels guter Qualität seinerzeit wieder zu Grabe.

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Eisige Eleganz

Rebalance and Reset
09.Juli.2021
Von Goya bis Manet
Die Neue Pinakothek ist in München zu Gast in der Alten Pinakothek.
Nach rund 40 Jahren Museumsbetrieb wird das Gebäude der Neuen Pinakothek nun mehrere Jahre lang grundlegend saniert. Nun sind ausgewählte Werke des 19. Jahrhunderts in der Alten Pinakothek und Sammlung Schack zu sehen. In der Ausstellung «Wenn du an die Neue denkst …» können so Meisterwerke aus beiden Pinakotheken zu einer Schau zusammengestellt werden, die einen Bogen vom ausgehenden 18. bis zum beginnenden 20. Jahrhundert spannt. Rund 90 Gemälde und Skulpturen ermöglichen neue Konstellationen und unerwartete Begegnungen. Im grossen Mittelsaal treffen beispielsweise die scharf beobachteten Porträts von Francisco de Goya auf die kühle Inszenierung bei Edouard Manet und die Darstellung einfacher Menschen bei Edgar Degas.
Alte Pinakothek München/Sammlung Schack (DE)
Wenn du an die Neue denkst …
bis 31. Dezember 2021
pinakothek.de
02.März.2022
Konzeptkunst, Graffiti und Performance
Kulturelle Highlights im März.
Den Anfang macht die noch bis 20. März laufende Ausstellung «Banksy – Building Castles in the Sky» in der Villa Ciani in Lugano. Satirische und kritische Schablonen-Graffiti sind das Markenzeichen des wohl bekanntesten und gleichzeitig mysteriösesten Graffiti-Künstlers unserer Zeit. Die imposante Sammlung vereint mehr als 100 Originalwerke und ‑objekte des britischen Künstlers Banksy, die einen Überblick über sein gesamtes zwanzigjähriges Schaffen geben.
Banksy – Building Castles in the Sky
26.01.2022 – 20.03.2022
Villa Ciani – Lugano
19.Februar.2021
Einstein, Lindbergh und eine Maus
In Torben Kuhlmanns opulent bebilderten Abenteuergeschichten macht sich eine wissbegierige Maus als Titelheld auf Entdeckungsreise und begegnet dabei den Ideen berühmter Wissenschaftler. Im ersten Buch der Reihe, «Lindbergh», bastelt der Mäuserich nächtelang an einem Flugzeug, um über den Atlantik zu fliegen und seine verschwundenen Freunde zu suchen. Im zweiten Buch, «Armstrong», möchte der Held der Geschichte der Frage auf den Grund gehen, ob der Mond aus Käse besteht. Einem verschollenen Mauseschatz wird im dritten Buch, «Edison», nachgejagt – und erleuchtende Erkenntnisse werden gewonnen. 2020 ist das vierte Buch mit dem Titel «Einstein» erschienen: Darin versucht die Maus, mittels Einsteins Theorien in der Zeit zurückzureisen, hat sie doch um einen Tag das Käsefest von Bern verpasst. Die Bücher sind für Kinder ab 5 – 6 Jahren geeignet und auf Deutsch, Englisch und Französisch erschienen (das Buch «Einstein» erscheint auf Englisch erst im Herbst 2021).
Torben Kuhlmann
Lindbergh. Die abenteuerliche Geschichte einer fliegenden Maus
Armstrong. Die abenteuerliche Reise einer Maus zum Mond
Edison. Das Rätsel des verschollenen Mauseschatzes
Einstein. Die fantastische Reise einer Maus durch Raum und Zeit
NordSüd Verlag

Magazin - Lifestyle Januar 2022
Spirit de luxe
Vincenzo Castaldo, Kreativdirektor der legendären Schmuckbrand Pomellato, bekennt Farbe.
Magazin - Gourmet September 2021
Köstlich vorbereitet
Mit gesunden Meal-Prep-Rezepten kann ganz leicht Zeit und vor allem Geld gespart werden.
Magazin - Gourmet Dezember 2020
Café mit Geschichte
Das Café Al Porto war einst ein Treffpunkt für Berühmtheiten.