Von Kartoffeln bis Agrotourismus – ein Besuch in Abländschen.
Fast zwei Jahre sind vergangen seit meinem letzten Besuch in Abländschen, dem Dorf mit dem sperrigen Namen. Ich bin neugierig zu erfahren, wie sich das Projekt der Förderung des Agrotourismus in Bergregionen entwickelt hat. Wie läuft es mit dem Anbau von Kartoffeln im hügeligen Gelände auf einer Höhe von 1‘246 m? Hat sich seit dem Start etwas geändert? Mussten eingeschlagene Pfade verlassen und neue gesucht werden? Treffpunkt ist – wie könnte es anders sein – eines der Kartoffelfelder von Abländschen.
Um es gleich vorwegzunehmen: Kartoffeln ernten hat Suchtpotenzial. Hanspeter Dänzer, seines Zeichens Bauer und Ur-Abländscher, drückt mir zur Begrüssung eine Mistgabel in die Hand und zeigt mir einige Tricks. Einer davon ist, wie man beim Ausgraben auch die kleineren Kartoffeln nicht vergisst. Ich weiss nicht genau wieso, aber nach zwei Minuten gerate ich in einen solchen Rauschzustand, dass ich am liebsten das ganze Feld geerntet und dabei fast den Grund meines Besuchs in Abländschen vergessen hätte. Ich möchte erfahren, wie sich die Initiative «Förderung des Agrotourismus in Bergregionen» entwickelt hat und ob schon neue Pläne für die Zukunft in Ausarbeitung sind. Und es sieht gut aus für die Bauern der Region. 2,5 Tonnen «Härdöpfel» der Sorten Annabelle und Désirée konnten im Jahr 2022 geerntet werden, die jedoch bereits verkauft waren, bevor sie überhaupt das Tageslicht erblickten. Hauptabnehmer sind das Berghotel Zur Sau in Abländschen sowie Gastronomen aus der Region Gstaad. «Die Null-Kilometer-Strategie ist für uns eine Herzensangelegenheit. Möglichst kleine Kreisläufe sind die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Zukunft der Bergbauern», erklärt Bauer Dänzer. Dass dies von den Besucherinnen und Besuchern geschätzt wird, bestätigt Clà Frei, Pionier und Gastgeber des Berghotel Zur Sau. «Unsere Gäste finden es toll, vorwiegend regionale Produkte auf der Menu-Karte zu finden. Wo Abländschen drauf steht, muss auch Abländschen drin sein».
Kartoffelland Schweiz
Adrian Krähenbühl, Geschäftsführer des Saat- und Pflanzengutexperten SEMAG AG und diplomierter ETH-Agraringenieur, ist zu Besuch in Abländschen und erklärt beim gemeinsamen Mittagessen im Berghotel Zur Sau, dass Frau und Herr Schweizer durchschnittlich 50 kg Kartoffeln pro Jahr essen. Wir sind also richtige Kartoffelgeniesser/innen. Der Experte in Sachen Nachtschattengewächse hat immer ein offenes Ohr für die Bauern. Er berät und unterstützt sie mit Verbesserungsvorschlägen oder bei der Umsetzung von neuen Ideen. Bei diesem Thema ist die Frage nach dem Lieblingskartoffelgericht selbstredend und die Antwort entsprechend einfach. «Gschwellti mit ein wenig Salz», schmunzelt der Agraringenieur. Während des Gesprächs serviert uns Clà Frei ofenfrische Pommes frites und erklärt, dass dies ein erster Versuch mit einer neuen Kartoffelsorte namens Innovator ist. Also, quasi ein agronomisches Experiment. Farblich vermitteln die Pommes mit den verschiedenen Schattierungen zwischen hellem und etwas dunklerem Goldgelb einen sehr individuellen Touch, aber geschmacklich stehen sie den handelsüblichen Supermarkt-Produkten in nichts nach und sind ein wahrer Genuss.
Während wir in die knackigen Kartoffelstangen beissen, erklärt uns Clà Frei seine nächsten Pläne. «Wir möchten unsere Gäste immer wieder mit neuen Angeboten überraschen. So finden beispielsweise im Juli und August anlässlich des Menuhin Festival Gstaad 2023 Konzerte in der Kirche Abländschen statt, inklusive anschliessenden Abendessens im Berghotel Zur Sau». Das Berghotel eignet sich ebenfalls für Fachtagungen oder Seminare, weil die herrliche Umgebung und die Ruhe die beste Grundlage für die Erarbeitung und Umsetzung von kreativen Ideen sind. Der Jungunternehmer stellt uns seinen neusten exklusiven Event unter dem Motto «Mitmachen, Spass haben und Geniessen» vor. Übersetzt bedeutet dies Wanderschuhe oder Gummistiefel anziehen, Kartoffeln setzen, lokale Köstlichkeiten probieren und danach die malerische Bergwelt geniessen. «Für Menschen, die Freude an der Arbeit in der Natur haben und als freiwillige Helferin oder freiwilliger Helfer unser Nachhaltigkeitsprojekt tatkräftig unterstützen möchten, ist dieser Härdöpfel-Tag perfekt. Und natürlich werden alle Teilnehmenden zur Feier des Tages mit einem währschaften Mittagessen auf dem Feld belohnt», bestätigt Clà Frei. Was gibt es Besseres, als nach getaner Arbeit sich kulinarisch verwöhnen zu lassen?
Ab auf den Kartoffelacker
Haben Sie Lust, selbst Hand anzulegen und die Bauern beim Kartoffelsetzen zu unterstützen? Dann machen Sie mit beim ultimativen Härdöpfel-Event mit Spassfaktor und gewinnen Sie mit ein wenig Glück eine Übernachtung im Berghotel zur Sau gleich mit dazu:
«Prospectus Mons» – nachhaltige Wertschöpfung
Die Stiftung «Prospectus Mons» hat einen genauen Plan. Sie möchte Bergdörfern in der Schweiz neue Perspektiven bieten. Die Grundidee liegt in der Verbindung zwischen Landwirtschaft und Tourismus. Im Bergdorf respektive im Tal produzierte Landwirtschaftsprodukte sollen marktfähig sein, damit die Einwohner einen fairen Preis und eine nachhaltige Wertschöpfungskette generieren können. Ein weiteres Ziel der Stiftung ist es, die Abwanderung aus den Bergdörfern zu stoppen, denn vielerorts wurden Infrastrukturen wie Schule oder Post bereits geschlossen. So auch in Abländschen, dem ersten Projekt von «Prospectus Mons». Dem soll jetzt Abhilfe geschaffen werden, indem der Bevölkerung Möglichkeiten geboten werden, neue Einnahmequellen zu erschliessen. Abländschen zählt aktuell 38 Einwohner. Davon sind ungefähr zehn Personen im Projekt involviert. Bis 2030 soll ein Bevölkerungszuwachs von 10% erreicht werden. Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Zukunft konnte mit Géraldine und Patrick Rolle, den Besitzern des Berghotels Zur Sau, gemacht werden. Sie haben einen Pachtvertrag mit der Stiftung abgeschlossen, welche die Führung dem Hotel Bernerhof in Gstaad übergab.
Informationen: bergdorf-ablaendschen.ch
Nachhaltiger leben ist keine Hexerei
Der WWF Schweiz hat für die Cornèrcard Community Alltagstipps zusammengestellt, die einfach umzusetzen sind und dennoch viel bewirken können. Ausserdem zeigt der WWF-Footprintrechner auf, wie viele Planeten mit dem eigenen Lebensstil verbraucht werden.
Der ökologische Fussabdruck, der sich global seit 1996 verdoppelt hat und weiterwächst, ist ein Mass dafür, wie stark wir durch unseren Lebensstil Ressourcen aufwenden und die Ökosysteme beanspruchen. Derzeit verbraucht die Menschheit 1,75-mal so viel natürliche Ressourcen, wie sich jährlich erneuern. Dies hat dramatische Folgen für die Natur und die Artenvielfalt und damit langfristig für unsere Lebensgrundlagen. Kaufentscheidungen haben einen grossen Einfluss auf die Umwelt, denn die Herstellung von Waren und die Bereitstellung von Dienstleistungen benötigen meist viel Energie und Rohstoffe. Was können wir alle tun, um den eigenen ökologischen Fussabdruck zu verkleinern?
16. April 2024
Fine Dining trifft Nachhaltigkeit
Douglas McMaster im Talk über seine Vision, die gerade völlig im Trend liegt.
Upcycling, Farm to Table etc. erfreuen sich vor allem im Luxusbereich grosser Beliebtheit. Wie sehen Sie diesen Trend?
Ich denke, es hat lange auf sich warten lassen, insbesondere im Luxusmarkt, hier nicht nur auf Überfluss, sondern auf die Wurzeln zu achten. Wir müssen nur sicherstellen, dass Farm to Table nicht zum Luxustrend wird und dass die Integrität dahinter erhalten bleibt. Wir versuchen das im Silo mit den unterschiedlichsten Angebot an Menüs. Damit Nachhaltigkeit nicht abgehoben ist.
Ihre Hauptbotschaft lautet: «Verschwendung ist ein Mangel an Vorstellungskraft.» Wie wurde diese Zero-Waste-Vision geprägt?
Als ich in meinen Zwanzigern als Koch arbeitete, wollte ich ein Restaurant eröffnen, was damals eher ein Wunschtraum war. Aber dann bekam ich die einmalige Gelegenheit, mit Joost Bakker – dem Vordenker des ursprünglichen Silo-Konzepts – in Melbourne zusammenzuarbeiten, der mich überwiegend alleine ein Zero Waste Cafe leiten liess. Er gab mir die Gelegenheit, Zeit und alle mir zur Verfügung stehenden Werkzeuge, um das Zero-Waste-Konzept in vollen Zügen zu erkunden.
06. März 2024
Equi Table: Zürichs grünes Michelin-Erlebnis
Zürichs Vorreiter für Nachhaltigkeit: Restaurant mit höchsten Auszeichnungen.
Equi Table wurde mit der Vision gegründet, neue Massstäbe für Nachhaltigkeit im Bereich der gehobenen Gastronomie zu setzen. Die «zwei Warenkörbe» nennt das Equi Table die Vereinigung von Produkten aus fairem Handel mit dem regionalen Warenkorb.
Travel
Purismus mit Geschichte
Das Fink 1896 in Brixen eröffnet diesen Sommer neu.
Europe — Juni 2024
Klarheit vom Feinsten: Dunas de Formentera
Ein neues minimalistisches Hotel-Highlight öffnet im Sommer auf der Balearen-Insel Formentera seine Türen.
Art & Design — Juli 2021
Von Goya bis Manet
Die Neue Pinakothek ist in München zu Gast in der Alten Pinakothek.