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Sammler und Gründer der Perfume Bottles Auction Ken Leach im Talk über faszinierende Funde und duftiges Design.

Erinnern Sie sich noch, wie Ihre Liebe zu Parfums und Flacons erwachte?
Als Antiquitätenhändler im Hollywood der 1960er-Jahre wurde ich oft beauftragt, den Nachlass eines alten Filmstars oder Filmregisseurs zu verwalten. Immer gab es da einen Schminktisch voller Parfumflaschen in allen Formen und Grössen, der mich wie ein Magnet anzog.

Was fasziniert Sie besonders?
Ein Analytiker könnte sagen, dass es eine unterschwellige Kindheitserinnerung ist: «Fass die verführerischen Flaschen auf dem Frisiertisch deiner Mutter nicht an», aber wahrscheinlicher ist, dass es mein Hintergrund als Bildhauer ist. Die fantasievollen Flaschenformen und die Ausführungen in verschiedenen Materialien sind unendlich und können mich auch nach 50 Jahren noch überraschen.

Gibt es eine Epoche, in der Flacons besonders kostbar gestaltet wurden?
Wenn es um hochwertige Duftflaschen aus der Zeit vom 17. Jahrhundert bis 1910 geht, handelt es sich typischerweise um feines Porzellan oder Edelmetall, die von Königen und der Oberschicht zur Schau gestellt wurden. Die New Yorker Firmen Tiffany und Marcus waren die letzten, die einzigartige, mit Edelsteinen besetzte Goldflaschen herstellten. Von 1900 bis in die 1950er-Jahre wurden sogenannte kommerzielle Flaschen – Flacons, die mit Parfum gefüllt und als Einwegartikel verkauft wurden – häufig von angesehenen Häusern wie Baccarat und Lalique hergestellt, wodurch das Erscheinungsbild und der Wert gesteigert wurden – und natürlich auch der Preis.

Wie viele Flacons besitzen Sie?
Ich habe mich nie darum gekümmert, sie zu zählen. Für mich stand immer Qualität vor Quantität.

Haben Sie einen Lieblingsflacon? Was macht ihn für Sie so besonders?
Hunderte gehen mir bei dieser Frage durch den Kopf, aber ich werde die Schiaparelli-Präsentation von «Le Roy Soleil», designed by Salvador Dalí, aus Baccarat-Kristall und in einer grossen goldenen Muschelschale immer sehr schätzen. Es war der übertriebene Ausdruck des Optimismus nach sechs Jahren Krieg.

Was war der teuerste Flacon, den Sie je versteigert haben?
Der höchste Preis, der bei meinen Auktionen bis dato je erzielt wurde, war 102000 US Dollar. Für Baccarat-Kristall-Vinolia «Osiris» von 1914 – eine Kristallflasche mit vergoldetem ägyptischem Motiv in originaler Lederbox mit Markenlogo.

Wo auf der Welt ist das Interesse an der «Perfume Bottles Auction» am grössten?
Die grösste Konzentration von Sammlern gibt es in den USA, aber wir sprechen natürlich auch Privatkunden, Museen und Modemarken auf der ganzen Welt an. Die International Perfume Bottle Association (IPBA) hat Mitglieder in 44 Ländern.

Wie hat sich der Markt in den letzten Jahren verändert?
Die Technologie hat uns nähergebracht, verbunden und auch erhellt. Da immer mehr Forschungsergebnisse zur Verfügung stehen, sind Sammler nun bestrebt, sich weiterzubilden und die gefundenen Informationen auch weiterzugeben.

Machen Sie auch manchmal Zufallsfunde – Flacons beispielsweise, die eigentlich weggeworfen werden sollten und sich als Schätze entpuppen?
Da wir uns auf handelsübliche Flaschen spezialisiert haben, die mit Parfum gefüllt und zum Wegwerfen bestimmt waren, bin ich immer wieder erstaunt, wenn ich eine Flasche finde, die die Zeit überdauert hat. Meistens handelt es sich um ein wertvolles Geschenk, das jahrzehntelang versteckt blieb. Einmal habe ich eine Fundgrube von noch verpackten Parfumflacons im Schrankregal eines ehemaligen Herausgebers einer Modezeitschrift gefunden, der sie von verschiedenen Werbekunden geschenkt bekommen hatte.

Dior taucht immer wieder mit besonders aufwendigen Flacons bei Ihren Auktionen auf. Was macht für Sie das Besondere am Spirit dieser Marke, dieses Designs, aus?
Das Haus Dior verkörperte Glamour, Reichtum und den Gipfel der Couture-Eleganz, und obwohl sich die meisten Damen kein Dior-Kleid leisten konnten, durften sie sich zumindest verwöhnen und sich in sein Parfum «hüllen». Christian Dior war ein Mann, der sich nichts dabei dachte, 40 Meter teuren Stoff für ein Kleid zu verwenden, und so war es keine Überraschung, dass er keine Kosten und Mühen scheute, um seine Parfums in vergoldetes Kristall und Bronze zu verpacken.

Chanel N°5 – einer der legendärsten Düfte der Welt – punktet mit edler Verpackung. Wie beurteilen Sie als Experte die schlichte Eleganz von Chanel?
5 ist ein unvergänglicher Klassiker, der in einer Übergangszeit des Wiederaufbaus und des kulturellen Wandels nach dem Krieg entstanden ist. Stellen Sie sich vor, wie 1920 die schlichte Form, das Etikett und die Verpackung unter den immer noch farbenfrohen Verpackungen im viktorianischen Stil längst etablierter Duftmarken hervorstachen. Da derzeit Tausende alte Chanel-Flaschen online verfügbar sind, war in unserer Auktion nur das älteste Exemplar zu finden, das abgerundete Ecken hatte und in einem Reiseetui aus verchromtem Metall untergebracht war. Wirklich ein Highlight. 

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in der Parfumverpackung – Stichwort Refill? Zeigt sich das im Wert?
In der Sammlerwelt mag alles, was nach 1960 mit Spray, Schraubverschluss oder Nachfülloption verkauft wurde, in einer Sammlung dekorativ sein, aber nur sehr wenige Flacons haben auch einen tatsächlichen Geldwert.

Die nächste Auktion findet im Mai 2024 statt. Worauf darf man sich freuen?
Unser Ziel ist es, jedes Jahr seltene Flacons zu präsentieren, die bisher unbekannt oder selten zu sehen waren. Flaschen, von denen Sammler nicht einmal wussten, dass sie sie suchten, die dann zum nächsten «Must-have» werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

perfumebottlesauction​.com | Instagram

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