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Soweit die schnellen Fakten. Allerdings lässt sich der Wert eines Oldtimers kaum über den Kosten-Nutzen-Faktor bestimmen. Die Emotionen, die betagte Fahrzeuge auslösen, sind nicht kalkulierbar. Die geschwungenen Formen, der unnachahmliche Klang, der Geruch der Vergangenheit. Oldtimer lassen uns träumen von einer Zeit, als Mobilität noch ein Abenteuer war und Ästhetik weit über der Funktionalität stand. Das Auto war kein Alltagsgegenstand, sondern eine Ansage. Ein Ausdruck von Freiheit und Lebensstil, von Exzentrik und Weltläufigkeit. Für die Betrachter von heute sind die Auto-Veteranen Zeugen des Zeitgeistes, Metaphern für Modeströmungen, Designklassiker im Blechgewand. Sie sind aber auch Gegenentwürfe zur Perfektionswelt der Gegenwart. Keine Assistenzdienste, keine Korrektur durch Elektronik, es geht um die blosse Fortbewegung. Sitzt du etwa in einem Käfer aus den 50er-Jahren, ist dein Erleben unmittelbar: Da spürst du die Strasse, da riechst du den Vordermann! Keine Filter trennen dich von der Aussenwelt. Es geht nicht um das «Was», sondern um das «Wie». Du fährst und bist einfach! Eine geradezu anarchische Aktion in einer Welt, die einem alles abnehmen will, selbst die Wahl einer Strecke. Oldtimer wollen nichts besser können als der Mensch, sie wollen geführt werden und brauchen ständige Pflege – wie das Ross im Stall. Sie sind launisch und anfällig, stur und unberechenbar. Aber kommen sie einmal ins Laufen, verbreiten sie Freude und Schönheit, Anmut und Stil. Sie verbinden nicht einfach zwei Punkte auf der Landkarte, sie erzählen Geschichten und bringen die Menschen zusammen. Sie lassen die Gedanken schweifen und Erinnerungen hochkommen. Sie schaffen Assoziationen und stillen Sehnsüchte. Sie machen staunen und ernten Bewunderung. Sie öffnen die Herzen und Augen und künden vom Nützlichen des Unnützen. Um es – leicht abgewandelt – mit Loriot zu sagen: Ein Leben ohne Oldtimer ist möglich, aber sinnlos.