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Saidathe Mutimukeye verfolgt ihren Traum von der Veloprofi-Karriere in einem Land, in dem Frauen auf dem Velo als unsittlich gelten.

In Ruanda ist das Velo das beliebteste Fortbewegungsmittel, jedoch fast ausschliesslich eine Männerdomäne. Obwohl das ostafrikanische Land derzeit über das weiblichste Parlament der Welt verfügt, benützen Frauen das Velo immer noch sehr selten, da es als unsittlich gilt. Ungeachtet dieser sich hartnäckig haltenden Tradition verfolgt die 20-jährige Saidathe Mutimukeye ihren Traum, Veloprofi zu werden, um sich eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dass sie das erforderliche Talent mitbringt, hat sie schon mehrmals bewiesen. Eine aussergewöhnliche Geschichte.

Ruanda, das Land der 1000 Hügel

Ruanda liegt an der afrikanischen Hauptwasserscheide zwischen den Einzugsgebieten des Nil und des Kongo. In Erinnerung geblieben ist das Land der 1000 Hügel vor allem durch den furchtbaren Genozid im Jahre 1994, in welchem innerhalb von drei Monaten 800000 Menschen starben. Das gebeutelte Volk hat die Schrecken des Bürgerkriegs jedoch inzwischen hinter sich gelassen und in den letzten 20 Jahren eine erstaunliche wirtschaftliche Entwicklung durchgemacht. Dies nicht zuletzt auch dank der Unterstützung der Frauen, die viel zum Wiederaufbau beigetragen haben. Für viele hat Ruanda heute Vorbildfunktion in Bezug auf Demokratisierung und Diskriminierung.

Zufall oder Schicksal?

Ende Dezember 2020 strahlte das Schweizer Fernsehen SRF1 einen Dokumentarfilm unter dem Titel «Ruanda – das Land der Radfahrer» aus. Im Zuge der verschiedenen Interviews tauchte am Bildschirm plötzlich und überraschend eine junge Frau auf, die im Velodress der Cornèrcard Cancellara Challenge – ein von Cornèrcard organisierter und durchgeführter Event – trainierte. Auf welchem Weg das spezielle Outfit von der Schweiz nach Ruanda gelangt war, konnte nicht ausfindig gemacht werden. Cornèrcard beeindruckte die Leidenschaft und die Disziplin, mit der Saidathe Mutimukeye, so heisst die junge Frau, ihr Ziel verfolgt und entschloss sich spontan, die junge Sportlerin zu unterstützen. Um ihren Traum vom Veloprofi verwirklichen zu können, benötigte die Ostafrikanerin zwingend ein anderes Velo, denn bis anhin absolvierte sie ihre täglichen Trainingseinheiten auf einem inzwischen 30-jährigen Stahlvelo. Trotz dieses «materiellen Handicaps» konnte die talentierte Saidathe schon mehrere nationale Erfolge verbuchen. Cornèrcard übernahm die Kosten für das Velo und ermöglichte Saidathe damit, ihrem Ziel einen Schritt näher zu kommen.

Vielversprechende Zukunft

Bevor die 20-jährige Ruanderin ihr neues Gefährt einweihen konnte, bedurfte es jedoch einiger Vorarbeit, ein paar glücklicher Zufälle und einer guten Portion Geduld. Thomas Frischknecht, Team Manager von SCOTT-SRAM MTB Racing und Board Member von Team Africa Rising, vermittelte den Kontakt zu Joggie Prinsloo, seines Zeichens Verantwortlicher von SCOTT SPORTS SOUTHAFRICA, der sich bereit erklärte, Cornèrcard zu unterstützen. Jonathan (Jock) Boyer, Leader der Velosportbewegung in Ruanda, übernahm danach das Zepter und kümmerte sich um sämtliche organisatorische Belange. Gesagt, getan. Die überglückliche Saidathe ist mittlerweile nicht nur stolze Besitzerin eines neuen Bikes, sondern erhielt auch eine spezielle Trainingsrolle, damit sie – in Zusammenarbeit mit einem geschulten Coach – ihr Training gezielter gestalten kann. Ausserdem wird die junge Athletin fortan auf ihrem weiteren sportlichen Werdegang begleitet. Ein Happy End, wie es im Buche steht.

Team Africa Rising – Inspiration und Traum

Das Velo ist das Allzweck- und Transportmittel Nummer 1 in Ruanda und wird nicht nur privat, sondern auch zu geschäftlichen Zwecken wie beispielsweise als Taxi benützt. So wundert es nicht, dass das ostafrikanische Land über eine grosse Velofahrerdichte verfügt. Das Team Rwanda Cycling wurde 2006 gegründet, nachdem einige Legenden aus der Veloindustrie und Freunde am ersten Wooden-Bike-Classic-Rennen fantastische Talente entdeckt hatten. In den letzten 15 Jahren wuchs die Organisation kontinuierlich und hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass Ruanda zu einem wettbewerbsfähigen Velofahrerland avanciert ist. Hunderte von jungen Frauen und Männern setzen auf die Karte Veloprofi, um so der Armut entgehen zu können. Seit einiger Zeit arbeitet das Team Africa Rising zusammen mit anderen afrikanischen Nationen wie Nigeria, Burkina Faso und Algerien mit der Mission, dass eines Tages ein Rennfahrer aus Afrika zuoberst auf dem Treppchen der prestigeträchtigen Tour de France steht. Informationen unter teamafricarising​.org