Zwischen Snowboard-Olymp und Musikbühne: Ein Gespräch mit Team Visa-Athlet Pat Burgener

Team Visa-Athlet Pat Burgener ist ein Mann, der Grenzen nicht als Hürden, sondern als Einladung versteht, sie kreativ zu überschreiten. Ob in der Halfpipe oder auf der Konzertbühne – der Westschweizer begeistert mit seiner Vielseitigkeit, seiner Offenheit und einer Energie, die ansteckend wirkt.

Nach zwei Olympiateilnahmen für die Schweiz schlägt Pat Burgener nun ein neues Kapitel auf: Als Vertreter Brasiliens, der Heimat seiner Mutter, will er bei den Olympischen Winterspielen Milano Cortina 2026 noch einmal ganz oben angreifen. Doch Burgener ist mehr als nur Athlet – er ist Künstler, Freigeist und strategischer Grenzgänger. Ein Gespräch über sportliche Ambitionen, mentale Balance und den Mut, seinen eigenen Weg zu gehen.

Pat, du hast eine lange Karriere im Snowboarden hinter dir, warst bei Olympischen Winterspielen und Weltmeisterschaften. Was treibt dich nach all den Jahren noch an, persönliche Bestleistungen zu erreichen?

PB: Das ist eine gute Frage. Ich bin einfach leidenschaftlich für diesen Sport. Meine Ambitionen sind immer sehr hoch. Vor vier Jahren, vor den letzten Olympischen Winterspielen, war ich extrem motiviert und hatte das Ziel, eine olympische Medaille zu holen. Ich war damals unter den Top 3 der Welt – bis ich mich elf Monate vor den Spielen verletzte. Ich hatte eine schwere Knieinfektion, lag im Krankenhaus und kämpfte einfach nur darum, mein Bein zu behalten.

Damals war die grösste Herausforderung für mich, überhaupt wieder laufen zu können. Heute, vier Jahre später, bin ich gesund, fit – und motivierter als je zuvor. Ich brauche grosse Ziele, sonst langweile ich mich. Nach den letzten Spielen habe ich kurz eine Pause gemacht, dann aber gemerkt: Ich will weiter an die Spitze. Viele dachten schon mehrfach, dass ich mich vom Snowboarden zurückziehe, zum Beispiel als ich mit der Musik begann. Doch jedes Mal komme ich stärker zurück.

Jetzt habe ich ein neues Ziel: nicht nur für mich selbst zu fahren, sondern Geschichte zu schreiben. Ich starte nun für Brasilien, und jedes Ergebnis, jedes Podium ist ein historisches Ereignis. Diese Verantwortung gibt mir eine Motivation, wie ich sie nie zuvor gespürt habe.

Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2026 in Mailand-Cortina – was ist dein persönliches Ziel?

PB: Eine Medaille wäre unglaublich – und ich glaube, sie ist möglich. Anfang des Jahres war ich mir nicht sicher, aber seit dem Nationenwechsel habe ich meine ganze Struktur verändert: Ich habe einen privaten Coach, der auch einer meiner besten Freunde ist. Das Training ist jetzt viel persönlicher, lockerer – und genau das bringt mich zu meiner besten Performance.

Ich war vor Kurzem zehn Tage in Brasilien, und die Energie dort ist unglaublich. Es macht Spass, dort zu sein – und wenn ich Spass habe, fahre ich am besten. Für mich ist das perfekte Ziel nicht nur ein Podium, sondern eine Saison, in der ich die beste Zeit meines Lebens habe. Wenn das gelingt, kommen die Ergebnisse von selbst.

Du hast die Unterschiede zwischen der Schweizer und der brasilianischen Struktur angesprochen. Wie erlebst du das?

PB: Die Swiss-Ski-Struktur ist fantastisch, sie war viele Jahre lang wie eine Familie für mich. Natürlich verliere ich Trainingsmöglichkeiten, zum Beispiel in Saas-Fee, wenn ich jetzt für Brasilien starte. Aber ich habe dafür ein Setup, das besser zu mir passt. Ich reise mit meinem Freund, der nur für mich da ist – das ist ein völlig neues Gefühl.

Ich wusste, dass ich beim Nationenwechsel viel aufgebe, aber ich mache es für einen grösseren Zweck. Ich will den Wintersport in Brasilien sichtbar machen, Kinder inspirieren, eine Community aufbauen. Wenn 200 Millionen Menschen in einem Land, in dem es keinen Schnee gibt, plötzlich einen Grund haben, die Winterspiele zu verfolgen – das ist riesig.

Man kann sagen, du bist Botschafter des Snowboardens – sowohl für die Schweiz als auch für Brasilien?

PB: Ja, absolut. Viele sehen mich immer noch als den Schweizer-Brasilianer, der ich bin. Ich bringe den Sport nach Brasilien und gleichzeitig die Schweiz auf die Landkarte dieses riesigen Landes. Das erfüllt mich mit Stolz. Ich glaube, in den kommenden Jahren werden mehr Brasilianer in die Schweiz reisen, um den Sport kennenzulernen – und ich freue mich, ein Bindeglied zwischen diesen beiden Welten zu sein.

Du bist Teil von Team Visa. Was bedeutet das für dich?

PB: Visa ist eine der ikonischsten Marken der Welt. Schon als Kind habe ich davon geträumt, Teil des Teams zu sein. Das begleitet mich seit den Olympischen Spielen in Pyeongchang. Das Besondere ist: Sie unterstützen nicht nur ihre Marke, sondern auch meine persönliche Reise – sogar meine Musikprojekte. Ich habe mit vielen Marken zusammengearbeitet, aber Visa fragt wirklich: Was sind deine Pläne? und folgt dann diesen Plänen. Das schätze ich sehr. Gemeinsam schreiben wir die schönsten Geschichten, weil wir denselben Purpose teilen.

Du bist nicht nur Snowboarder, sondern auch international tourender Musiker. Wie schaffst du zwei Karrieren auf so hohem Niveau?

PB: Wahrscheinlich dank ADHS – und meiner Leidenschaft (lacht). Ich habe gerade 15 Shows in Folge gespielt, bin müde, aber erfüllt. Leidenschaft ist der Grund, warum ich nie aufgebe, auch wenn es schwer wird. Ich hatte zehn schwere Verletzungen, aber immer bin ich zurückgekommen. Wenn du nicht liebst, was du tust, gibst du nach dem ersten Rückschlag auf.

Was ist deine wichtigste Botschaft an die Menschen, die dir folgen?

PB: Ich möchte zeigen, dass wir alle gleich sind – mit denselben Chancen und denselben Kämpfen. Ich möchte andere inspirieren, ihrer Leidenschaft zu folgen, egal was passiert. Wenn wir weniger egoistisch wären und mehr geben würden – Liebe, Leidenschaft, Unterstützung –, wäre die Welt ein besserer Ort.

Zum Abschluss: Was dürfen die Fans von dir in der kommenden Saison erwarten?

PB: Sie können einiges erwarten – aber ich verrate noch nichts (lacht)! Mein Trainer und ich haben etwas Besonderes vorbereitet. Wenn alles klappt, wird es spektakulär. Also: einfach zuschauen – es wird sich lohnen.

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