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Autorin Jhumpa Lahiri beschreibt die kleinen Momente des Lebens und ihre versteckte Bedeutung.

Wer mit zwei kulturellen Hintergründen aufwächst, hat nicht selten das Gefühl, eher «zwischen» diesen aufzuwachsen. Dieser Umstand, der leider oft mit schmerzhaften Erfahrungen einhergeht, eröffnet aber auch einen Blick, der vielen anderen verwehrt bleibt: Man ist in der Lage, jede dieser Kulturen von aussen und eingehender zu betrachten. Jhumpa Lahiri, die eigentlich Nilanjana Sudeshna Lahiri heisst, wurde als Tochter bengalischer Eltern in London geboren. Als sie drei Jahre alt war, übersiedelte die Familie in die USA. Im Kindergarten, den sie besuchte, nannte die Betreuerin sie nur bei ihrem Übernamen «Jhumpa», da dieser leichter auszusprechen war. Lahiri erinnert sich: «Ich fühlte mich immer so peinlich berührt von meinem Namen … man hat das Gefühl, dass man jemandem Kummer bereitet, nur weil man so ist, wie man ist.» Wo anderen zeit ihres Lebens die Worte fehlten oder sich andere nicht die Mühe machen wollten, neue kennenzulernen, findet Lahiri heute die richtigen. Für ihr Debüt «Melancholie der Ankunft», eine Sammlung von Kurzgeschichten über indische Einwanderer in den USA, erhielt sie den Pulitzer-Preis. Ihre poetische und genaue Sprache, mit der sie Alltagsgeschichten und das Einfache so wunderbar beschreibt, findet sie einmal mehr in ihrem letzten Roman, den sie zum ersten Mal in ihrer Drittsprache Italienisch verfasste. In «Wo ich mich finde» geht es um eine Frau, die sich weniger fremd in den Kulturen, sondern fremd im Leben fühlt. Allzu gerne flüchtet sie sich in das selbst gewählte Alleinsein, um in einem Raum zwischen Glück und Unglück zu verwahren, ganz so, als wolle sie keine allzu grossen Gefühle zulassen. 

Jhumpa Lahiri
Wo ich mich finde
Rowohlt