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Reisen in Zeiten von Corona hat vieles durcheinandergebracht. Plötzlich gibt es leere Museen, freie Betten und stille Stadtspaziergänge – besonders in reizvollen Zweite-Reihe-Städten, die lieber dezent hinter den einschlägigen Coverstars zurückstehen.

Ein Eiffelturm für mich allein? Das hat nichts mit Social Distancing zu tun, zumindest nicht in Lyon. Die Geschichte des Gastronomen Monsieur Gay ist älter und rein privater Natur. Der Mann gönnte sich im Jahre 1894 seinen «Tour métallique de Fourvière», angelehnt an das dritte Stockwerk des Pariser Eiffelturms und liess diese kleinere Kopie auf dem Hügel Fourvière errichten. Irgendwie ist die Geschichte des Petite Tour Eiffel typisch für Lyon. Denn auch wenn die Metropolregion Lyon Frankreichs zweitgrösste Stadt ist, so bleibt sie zugleich gut überschaubar – um nicht zu sagen intim. Der Platz neben Lyons Eiffelturm, die Terrasse vor der Basilika Notre-Dame de Fourvière, ist kein schlechter Platz, um das zu sehen. Hier werden einem die Renaissancedächer der Altstadt Vieux Lyon und die schmale Halbinsel zwischen den Flüssen Saône und Rhône wie auf dem Sightseeing-Tablett serviert. Perfekt für entspannte Herbstspaziergänge ist Lyon auch dort. Innenhöfe wie jener des Musée des Beaux-Arts haben dann das Rouge der späten Laubfärbung angelegt. Ein schattiger Kreuzgang rahmt den angenehm stillen Hof. Von den Parkbänken können Skulpturen des berühmten Auguste Rodin bewundert werden. 

Der Bauch Frankreichs

Der erste Grund, Lyon einen Besuch abzustatten, hat aber mit ganz anderen Spezialitäten zu tun. Denn Lyon, die Wirkstätte des berühmten Paul Bocuse, ist ein kulinarisches Reiseziel der Sonderklasse. Neunzehn Michelin-Sterne-Restaurants zeugen davon – für eine Stadt dieser Grösse ist das einzigartig. Wer will, kann hier in herzhaft-einfachen Bouchons saisonale Hausmannskost geniessen. Lokale wie die 1913 eingerichtete Art-Nouveau-«Brasserie des Brotteaux» verraten wiederum: Lyon isst auch jenseits des Tellerrandes mit dem Auge. Die viel später entstandene Bistronomique-Welle beschert Lyon indessen Bistro-Kulinarik gehobeneren Anspruchs. Der obligate Spaziergang durch die Gourmet-Markthalle «Les Halles de Lyon Paul Bocuse» schlägt in dieselbe Kerbe: Lyon, der kulinarische Nabel Frankreichs, liegt irgendwo im Schlaraffenland. Das hat mit der Äquidistanz zu zwei Meeren und den Alpen zu tun und mit einer satten Umgebung, die für frische Zutaten sorgt – darunter Geflügel und Gemüse, das in ganz Frankreich bekannt ist. 

Stadt der Genieblitze und der Lichter

Die Geschichte der alten Seidenweberstadt gleicht aber auch einem Patchwork kreativer Ideen. Ein gewisser Joseph-Marie Jacquard erfand in seiner Heimatstadt 1805 den lochkartengesteuerten Webstuhl und revolutionierte so dieses uralte Handwerk. Hier forschte André-Marie Ampère und erträumte Antoine de Saint-Exupéry «Der Kleine Prinz». An der Rue du Premier Film können das Wohnhaus und die ersten filmischen Arbeiten der Brüder Lumière bewundert werden – den Erfindern des Films. Mit Licht zaubern – das macht Lyon auch im Rahmen der einzigartigen «Fête des Lumières», bei der Fassaden am 8. Dezember einzigartig illuminiert werden – auch im Corona-Jahr. 

Torino-Tour

Auf halbem Wege zwischen Alpen und Mittelmeer. Berühmt für eine angestammte Crossover-Cuisine. All das gilt auch für die alte Königsresidenz Italiens, die später Pilgerort einer Motoristi-Fangemeinde war. Genau: Die Rede ist von Turin, der ewigen Grande Dame im Schatten des Stil-Mekkas Mailand, Homebase des Königshauses Savoyen. Und die Rede ist ausserdem vom berühmten Turiner Kalb-Thunfisch-Gericht «Vitello tonnato», das der Patron der kleinen Locanda del Sorriso soeben fast andächtig serviert, mit Knoblauchzehe, gut eingelegten Sardellen und einem Schuss Sherry in der Thunfisch-Mayonnaise – unter anderem. Die berühmte Vorspeise ist typisch für die alten Handelswege zwischen ligurischer Küste und den Alpen, jenem Flirt von Meer und Berg, von der auch das piemontesische Nationalgericht «Bagna cauda» erzählt – eine heisse Sauce aus Anchovis, Knoblauch und Öl, in die frisches Gemüse getunkt wird. Turin ist Feinschmecker-Adresse und das umliegende Piemont Wiege der Slow-Food-Bewegung. Das legt winterliche Trüffelsafaris nahe, aber auch eine besondere Klarheit. Dabei reicht bereits ein kurzer Spaziergang durch die Grünlunge Parco del Valentino, entlang des türkisgrünen Po, der sich hier noch von seiner frischen Seite zeigt, die die Kühle der nahen Berge verströmt. Bei guter Fernsicht ist die weisse Kruste des Dolomiten-Schnees gut zu sehen, besonders vom Wahrzeichen der Mole Antonelliana, einem Turmbau, der eigentlich als Synagoge geplant war – bis das letzte Geld ausging. Irgendwann wurde der Bau dennoch fertig und überragte als höchstes begehbares Gebäude Europas sogar den wenige Jahre früher fertiggestellten Kölner Dom.

Kaffee-Kapitale

King Size City ist Turin ohnehin. Das verrät auch die Parade der schicken Schlachtrösser-Rüstungen in der riesigen Waffenkammer der Königsresidenz der Savoyer. Vor allem klappern die Kaffeetassen. Denn Turin gilt als geheime Caffè-Hauptstadt Italiens: 1839 hatte die Stadt erst 120000 Einwohner, aber bereits 98 Kaffeehäuser. Mehr zum Thema verrät ein Spaziergang unter den Arkadengängen der zentralen Piazza San Carlo. Traditionshäuser wie das Caffè Torino servieren hier zum Cappuccino die selbst gemachten Nougatpralinen «Gianduiotti», ein paar Schritte weiter liegt das bereits 1822 gegründete Caffè San Carlo, einst Italiens erstes Lokal mit Gasbeleuchtung. Schönere Oasen für verregnete winterliche Tage sind nur schwer vorstellbar. Wetterfest überdacht ist übrigens auch der berühmteste Vorstadt-Weg der einstigen Industriestadt. Er führt über die spiralförmige Auffahrtsrampe der historischen FIAT-Werke an der Via Nizza, die bereits 1983 stillgelegt wurden. Jetzt lädt der glatte Betonkreisel zu Galerien und einem kleinen, feinen Kunstmuseum der FIAT-Familie ein – der Pinacoteca Giovanni e Marella Agnelli. 

Demnächst gibt es zwei weitere Winterstädte zu entdecken: Prag und Oslo. Stay tuned!

Service Lyon

Schlafen
MOB Hotel of the people, 55 quai Rambaud – mobhotel​.com
Das innovative Boutique-Hotel des Mamma-Shelter-Mitbegründers Cyril Aouizerate ist eine Kombination aus Co-Working-Zone, Gemüsegarten, Petanque-Platz, Sommer-Open-Air-Kino und viel frischer Luft.

Essen
Monsieur P, 14 rue Royale – monsieurp​.fr
Florent Poulard steht für seine moderne Interpretation Lyonnaiser Gerichte. Besser im Voraus reservieren!

Shopping
Village des Créateurs, Passage Thiaffait (19 rue René Leynaud) – villagedescreateurs​.com
Die Organisation unterstützt kreative Start-ups: Keramiker, Modeschöpfer, Designer etc. 

onlylyon​.com
de​.lyon​-france​.com

Service Turin

Schlafen
Grand Hotel Sitea, Via Carlo Alberto 35grandhotelsitea​.it
Fünf-Sterne-Luxus und Michelin-Stern Restaurant hinter der Piazza San Carlo.

Essen
L’Acino, Via San Domenico, 2/A – lacinorestaurant​.eatbu​.com
Charmant geführte kleine Trattoria mit typisch piemontesischen Gerichten. Desserttipp: Haselnusskuchen mit Zabaione. Rechtzeitig reservieren!

Shopping
Eataly Torino, Via Nizza 230eataly​.net
Das Turiner Gourmet-Kaufhaus Eataly ist das grösste der Welt und zugleich eine Art kulinarisches Best of Italy.

turismotorino​.org

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GWS Cap St Georges 02

Urlaubsträume auf Zypern

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10. August 2022 Ceres 01

Wiedereröffnung im Hotel Cerês

Das Designhotel auf Rügen öffnet im Juli seine Pforten neu.

Wer die Schönheit der Insel Rügen in vollen Zügen auskosten möchte, ist im Cerês gut aufgehoben. Das direkt an der Ostsee gelegene Designhotel punktet nicht nur mit seinen 37 Zimmern und Suiten, sondern auch mit einer hauseigenen Yacht, auf der man versteckte Buchten und Strände erreichen kann. Doch auch von einem der lichtdurchfluteten Hotelzimmer aus, die teilweise über Meeresblick verfügen, lässt sich die Weite und Schönheit der Ostsee geniessen. Der harmonische SPA-Bereich bietet eine Abwechslung zum Meer und lädt zum Entspannen ein. Kulinarisch liegt der Fokus auf Regionalität – das spiegelt sich sowohl in den Gerichten als auch in der feinen Auswahl deutscher Qualitätsweine wider. Ab Juli kann man es sich hier wieder gut gehen lassen – bis inklusive August gilt eine Mindestaufenthaltsdauer von fünf Nächten, die man zweifellos braucht, um die gesamte Insel und das grosszügige Angebot des Cerês kennenlernen und geniessen zu können.

ceres​-hotel​.de
designhotels​.com

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29. August 2021 Lanesborough 02

Tea Time de luxe

The Lanesborough ist eines der eindrucksvollsten Hotels der britischen Hauptstadt.

Einst das Zuhause der Viscounts Lanesborough, wurde das prachtvolle Gebäude im Stil der Regency-Ära in den 1990er-Jahren zu einem Hotel umgebaut und 2014 von Oetker Collection übernommen. Mit seiner exquisiten Lage am Hyde Park Corner und seinem luxuriösen Rundum-Butler-Service ist es eines der teuersten Hotels in London. Prachtvoll ausgestattete Zimmer und Suiten, von Michelin ausgezeichnete Küche, die besten Zigarren und Cognacs der Welt und ein Spa-Bereich, der 2017 zum besten neuen Hotel-Spa der Welt gekürt wurde – hier werden Entspannung und Genuss grossgeschrieben. Wem ein Aufenthalt nicht ganz ins Budget passt, dem sei der Afternoon Tea im Céleste empfohlen. 

oetkercollection​.com

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Eispalast 03

Eisiger Palastzauber

Der Eispalast am Jungfraujoch verzaubert seine Besucher 365 Tage im Jahr.

Einen Tag lang Eiskönigin sein – nichts leichter als das im magischen Eispalast auf dem Jungfraujoch. Mit der höchstgelegenen Eisenbahn Europas geht es auf den höchsten Haltepunkt, auf das Top of Europe. Dabei wird in der Eigerwand auf 3454 Metern über dem Meeresspiegel haltgemacht. Von dort aus hat man nicht nur einen fantastischen Ausblick auf den am Jungfraujoch beginnenden Aletschgletscher, sondern auch Zugang zum Eispalast. Die Gänge und Hallen dieses Naturmuseums aus Eis wurden in den 1930er-Jahren von Bergführern mit den blossen Händen geschaffen. Mit Pickel und Säge wurde hier ein wahres Kunstwerk auf dem Jungfraufirn geschlagen. Der spiegelglatte Rundgang führt zudem auch an Figuren internationaler Eis-Künstler vorbei – vom Adler über den Steinbock bis hin zum (Eis)bären.

jungfrau​.ch

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