Kunstbegeisterte zieht es vom 19. bis 22. Juni 2025 erneut zur Art Basel. Was vor 55 Jahren als überschaubare Messe begann, ist heute eine der grössten Kunstshows der Welt und dabei nicht nur Marktplatz, sondern auch Trendsetter und internationales Schaufenster. Wie sich die Art Basel trotz der Durststrecke in der Kunstwelt als globaler Vorreiter behauptet.
Basel ist eine historische Stadt und beherbergt die älteste Universität des Landes, ist Bankenplatz und Messezentrum, Sitz zahlreicher Chemie- und Pharmaunternehmen und neben Zürich wohl wichtigster Schauplatz für Kunst und Kultur – mit bedeutenden Museen, Sammlungen und Galerien. Dass von Basel aus aber der gesamte internationale Kunstmarkt erobert werden kann, lag trotzdem nicht auf der Hand. Als Antwort auf die ständige Jammerei, «dass in Basel so wenig los sei», beschlossen drei Galeristen, darunter der legendäre Ernst Beyeler, im Jahr 1970 eine Kunstmesse zu gründen.
Man begann respektabel mit 90 Galerien und lockte immerhin 16 000 Menschen an. Inzwischen hat man die Zahl der Aussteller verdreifacht und das Publikum versechsfacht. Zentausende Besucherinnen und Besucher strömen alljährlich durch die Hallen – nicht nur um zu kaufen, sondern auch, um sich auf den neuesten Stand zu bringen. Was in Basel ausgestellt wird, hat Bedeutung und Bestand. Hier präsentiert zu werden, ist für Künstler eine Art Adelsprädikat. Aber damit nicht genug. Die Art Basel ist nicht nur Gütesiegel, sondern auch Weltmarke, die sich offenbar mühelos in andere Länder und Kontinente exportieren lässt.
Obwohl es eigentlich absurd anmutet, einen Städtenamen über andere Metropolen zu stülpen, erwies sich jeder bisherige Ableger der Messe als durchschlagender Erfolg. Erst die Art Basel Miami, dann der Schritt nach Hongkong und zuletzt die Erweiterung nach Paris. Die letzte Ausgabe in der französischen Hauptstadt übertraf alle Erwartungen, bekannte internationale Galerien hatten bereits vor der offiziellen Eröffnung Umsätze in zweistelliger Millionenhöhe. Mit der Übersiedelung ins aufwendig renovierte Grand Palais wurde die Art Basel Paris auf Anhieb zur stärksten Kunstmesse in Frankreich und hat flugs die traditionelle FIAC abgelöst. Man kann in der Tat vom Art Basel-Effekt sprechen, von einer Art Qualitäts- und Preissicherheit, die Sammler in ungehemmte Kauflaune versetzt. Auch die Art Basel in Hongkong im März dieses Jahres liess vielen Kunstschaffenden, Galeristinnen und Galeristen die Freudentränen in die Augen schiessen, obwohl allerorten von einer Flaute im Kunstmarkt die Rede ist. Die Art Basel wird oftmals zum Hoffnungsträger, zum leuchtenden Gegenstück im Gejammer um Krise, Mutlosigkeit und Rezession. Wenn schon, kauft man in Basel, selbst wenn Basel in Miami, Hongkong oder Paris liegt.
Offenbar macht die Führungsriege doch einiges richtig, das jährliche strenge Auswahlprinzip durch ein Kuratorium garantiert Top-Qualität und lässt eine Linie erkennen, die Unterteilung in verschiedene Sektoren verleiht Struktur und die vielen Rahmenveranstaltungen sorgen für tiefere Einblicke. Man glaubt, jeweils am Nabel der Kunstwelt zu flanieren und die ausgesuchteste Ware bestaunen zu können.
Darüber hinaus besticht die Art Basel durch Atmosphäre, wenn auch mit spezifischen Unterschieden am jeweiligen Austragungsort – vom serösen Geldadel hierzulande bis zu den schrillen Selbstdarstellern in Miami: die Art Basel ist sexy, schillernd und auf der Höhe der Zeit. Selbst grosse Luxuskonzerne oder Autohersteller präsentieren ihre Neuigkeiten gerne am Rande der Art Basel-Messen und naschen von ihrer Aura. Man hat es geschafft, das Prinzip Messe nahezu umzukehren: eine als Marktplatz gedachte Veranstaltung wird zu einer Feier der Sinne, zu einem Ort der Lust und der Unvernunft, zum Ausdruck von Geschmack und Lebensstil. Die Kunst wird zur gefeierten Diva und zum Symbol eines widerständigen Optimismus in Zeiten der Schwarzmalerei. Oder wie es Sam Keller, der langjährige Direktor der Art Basel, einmal mit einem passenden Sinnspruch ausgedrückt hat: «Wir haben keine Lust zu warten, bis das Gewitter vorbei ist. Wir tanzen lieber im Regen.»
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