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Vater Thomas und Grossvater Peter wurden als Helden und Ausnahmekönner des Radfahrersports gefeiert. Dass so manche Erwartung an den Sprössling der dritten Frischknecht-Generation geknüpft wird, liegt quasi in der Natur der Sache. Für den ambitionierten Andri scheinen die Erfolge und der Ruhm der Frischknecht-Familie jedoch keine Last, sondern eher eine Inspiration zu sein. Der 26-jährige Athlet aus dem SCOTT-SRAM MTB Racing Team ist stolz auf seine Wurzeln und arbeitet hart, um seinen ganz seinen eigenen Weg zu gehen. 

Andri, das Biken wurde dir ja quasi mit der Muttermilch mitgegeben. War für dich immer klar, dass du den Mountainbike-Sport auch profimässig betreiben möchtest?

Zu Beginn hielt sich mein Interesse am Radfahren eher in Grenzen. Ich war immer dabei und bin dadurch langsam in die Mountainbike-Szene hineingewachsen. Im Alter von 10 Jahren absolvierte ich meine ersten Rennen. In der ersten Zeit erhielt ich immer speziell schlechtes Material, um mich zu beweisen. Rückwirkend betrachtet war es sicherlich äusserst lehrreich, aber stets mit dem schlechtesten Velo unterwegs zu sein, war nicht immer einfach. Mit der Steigerung meiner Leistungen erhielt ich zunehmend besseres Equipment. Als Junior verfügte ich dann bereits über Top-Material. Für mich waren diese Erfahrungen insofern positiv, als dass ich mir alles selbst erarbeitet habe und mir nichts geschenkt wurde. 

Du bist oft mit der ganzen Familie unterwegs. Hat jedes Mitglied eine klar definierte Rolle?

In der Funktion als Team Manager kümmert sich mein Vater um alles Organisatorische. Meine Mutter ist inzwischen nur noch selten dabei. Dies auch, weil das professionelle Rennteam die Verantwortung für die gesamte Betreuung innehat. Dazu gehört beispielsweise auch das Kochen. Innerhalb dieses Teams sind sämtliche Rollen klar verteilt. 

«Früher war es wichtig, möglichst viel und oft zu fahren. Heute ist es unerlässlich, dass ein Trainer über eine wissenschaftliche Ausbildung verfügt.» Andri Fischknecht

Nicolas Siegenthaler stand dir während mehreren Jahren als Trainer zur Seite. Ende Saison 2020 hat diese Rolle Martin Guyan übernommen. Sind dies bewusste Entscheide? Grundsätzlich könnte dich ja auch dein Vater trainieren.

Diese Entschlüsse wurden sorgfältig getroffen und von meinem Vater hundertprozentig unterstützt. Während seiner aktiven Rennfahrerkarriere war die Vorgehensweise in Bezug auf die Rennvorbereitung eine ganz andere. Damals war es wichtig, möglichst viel und oft zu fahren. Heute ist es unerlässlich, dass ein Trainer über eine wissenschaftliche Ausbildung verfügt. Aufgrund der höheren Leistungsdichte sind die Anforderungen an einen Trainer spezifischer. Dazu gehört beispielsweise eine umsichtige Planung, gezielte Intervalltrainings, das Erreichen der Topform des Athleten zum richtigen Zeitpunkt, und vieles mehr. Und natürlich ist es einfacher, mit einer externen Person zusammenzuarbeiten, als mit jemandem, der einem nahesteht. Es bilden sich dadurch auch weniger Reibungsflächen. 

Was fehlt nie in deinem Koffer, wenn du verreist?

Meine (AeroPress)Kaffeemaschine und meine Fischerrute.

Im Juli stehen die Olympischen Spiele in Tokio an. Wie sieht es aus mit den Selektionskriterien für die Teilnahme? 

Sicherlich zählen die ersten Weltcup Rennen Albstadt und Nové Město, die am 9. und 16. Mai 2021 stattfinden. Um bestmöglich vorbereitet zu sein, hat unser Team bereits verschiedene Szenarien für Selektion/Nicht-Selektion entworfen. Im Falle einer Olympia-Qualifikation würde ich im Juni in die Toskana reisen, um mich für die anspruchsvollen klimatischen Bedingungen in Japan (Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit, Anm. d. Redaktion) vorzubereiten. Danach ginge die Reise direkt nach Tokio. 

Das berühmte ABSA Cape Epic Rennen in Südafrika findet in diesem Jahr erst im Oktober statt. Ist eine Teilnahme geplant?

Würde das Rennen im März stattfinden, wäre es eine ideale Ergänzung zu unseren Vorbereitungen. Im Oktober ist die Mountainbike-Saison jedoch vorbei und damit ist der Anreiz zur Teilnahme für uns nicht mehr sehr gross. Dies umso mehr, als dass keine UCI-Punkte erzielt werden können. Ausserdem ist der organisatorische Aufwand enorm und mit hohen Kosten verbunden. 

Was nimmst du vom schwierigen Corona-Jahr 2020 mit?

Dass nichts in Stein gemeisselt ist. Zu Beginn des Jahres 2020 hätte niemand nur ansatzweise daran gedacht, dass ein so grosser Event wie die Olympischen Spiele verschoben werden könnte. Das letzte Mal war dies ja während den beiden Weltkriegen der Fall. Da wir auch in diesem Jahr nie wissen, ob ein Event abgesagt wird, mutiert die Planung zu einer echten Herausforderung. Diese Unsicherheit ist auf mentaler Ebene ziemlich anstrengend, da es schwierig ist, sich auf etwas zu freuen. Nichtsdestotrotz müssen wir immer vorbereitet sein. Die Form kann jedoch nicht über eine lange Zeit konserviert werden, da der Körper auch Erholung braucht. Ich habe im letzten Jahr gemerkt, dass ich diese – auch mentalen – Pausen brauche.

Deine Wünsche für 2021

Es wäre super, wenn die Bike-Saison planmässig durchgeführt werden und ich an meine Form von 2019 anknüpfen könnte. Dies gäbe mir die Möglichkeit geben, mich weiter zu verbessern. 

Andri, recht herzlichen Dank für das Gespräch!

Der talentierte Mr. Frischknecht

Als Sohn von Thomas Frischknecht und Enkel von Peter Frischknecht wurde dem 26-jährigen Profi-Mountainbiker Andri das Radfahrertalent in die Wiege gelegt. Das Mitglied des SCOTT-SRAM MTB Racing Teams hat in seinem Palmares schon einiges vorzuweisen. 2018 holte Andri Frischknecht gemeinsam mit Matthias Stirnemann den Gesamtsieg des Perskindol Swiss Epic Rennens, während er an der WM 2019 den ausgezeichneten 9. Rang belegte. Eines von Andris grossen Zielen 2021 ist Qualifikation für die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Tokio. Sofern COVID-19 die Pläne nicht erneut durcheinanderwirbelt. 

Mehr Infos zu Andri Frischknecht unter frischi​.ch