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In der Manufaktur von Gérard und Anne-Marie David entstehen Harfen mit Charakter.

Eine idyllische Waldlichtung. Das Gras des Waldbodens wiegt sich sanft im Wind. Dazwischen blitzen in allen erdenklichen Farben kleine Blumen zwischen den Gräsern hervor, die von eifrigen Bienen besucht werden. Durch die hohen dunkelgrünen Baumkronen fallen sanfte Lichtstrahlen, die das geschäftige Treiben der Schmetterlinge und Libellen erleuchten. Im Hintergrund hört man das leise Plätschern eines Baches, der sich seinen Weg durch die magische Szenerie bahnt. Wenn Sie diese Idylle vor Ihrem inneren Auge sehen, an welches Instrument, an welchen Klang denken Sie? Für viele von uns ist die Antwort klar: eine Harfe. Klanggewordene Harmonie, die sich nie aufdrängt, sondern sich weich und fliessend im Raum auszubreiten scheint. Gleichzeitig sanft und unglaublich präsent. Vielleicht auch, weil uns dieser Klang nicht so oft begegnet wie der anderer Instrumente. Jene Harmonie, die eine Harfe unseren Ohren zuteilwerden lässt, ist auch beim Bau dieses imposanten Instruments gefragt. Geduld, Fingerfertigkeit, fundiertes Wissen über Holz und Mechanik sowie ein gutes Gehör – das alles braucht ein guter Harfenbauer. Denn nicht nur das Harfenspiel zu erlernen, ist eine komplexe und langwierige Aufgabe, auch das Instrument zu bauen, verlangt Zeit und Hingabe. 

Harfenbau ist eine Wissenschaft für sich und wie bei allem, was gut werden soll, kommt es auf die Ressourcen an, die verwendet werden.

Man könnte sagen, in Sainte-Croix ist das handwerkliche Fingerspitzengefühl zu Hause. Neben Elektronik und Uhrmacherei ist die Gemeinde im Kanton Waadt auch die Heimat von Gérard und Anne-Marie David und ihrer Harfen-Manufaktur. Doch wie kommt man eigentlich zu diesem Handwerk? Über Umwege, denn einen klassischen Weg, um diese Art des Instrumentenbaus zu lernen, gibt es nicht. Als Gérard David noch in seiner ursprünglichen Heimat Frankreich lebte, ging er einem auf den ersten Blick vollkommen anderen Beruf nach: Er entwickelte Dächer für grosse, längliche Industrie- und Zweckgebäude wie Schwimmbäder oder Tennishallen. Bei dieser Arbeit spielten Statik, Druck und Gewicht eine Rolle. «Beim Harfenbau ist eigentlich dasselbe und doch genau das Gegenteil gefragt», erklärt er. Es geht um Schall, Dichte und Geschwindigkeit. Harfenbau ist eine Wissenschaft für sich und wie bei allem, was gut werden soll, kommt es auf die Ressourcen an, die verwendet werden.

Die Manufaktur David bezieht ihr Fichtenholz, das am besten als Tonholz, also für den Bau der Resonanzdecke geeignet ist, seit Jahren aus einem Wald im Kanton Neuenburg. «Der Wald liegt in der Region Le Brévine, die ein besonders kaltes Klima hat. Dadurch wachsen die Bäume sehr langsam und haben feine Jahresringe», erzählt Gérard David. Ob das Holz des gefällten Baumes gut geeignet ist für den Harfenbau, wird in der Bundesanstalt für Technologie an der Polytechnischen Schule in Zürich (EPFZ) genauestens untersucht. Dort wird das Holz darauf getestet, wie gut und wie schnell es Schall leiten kann. Ist die Fichte bereit für ihr zweites Leben als Resonanzdecke, muss sie erst einmal in aller Ruhe trocknen. In der Manufaktur David wird das Holz nicht artifiziell durch Trocknungsöfen getrocknet, da dadurch feine Risse im Holz entstehen können, die die Leitfähigkeit des Holzes beeinträchtigen. Also geht es dem Fichtenholz wie einem guten Whiskey: Es «reift» für acht bis zehn Jahre und wartet auf seinen grossen Auftritt.

Hinter dem vielfältigen Klang der Harfe steckt eine komplexe Mechanik, die sich im Inneren der Harfe verbirgt. Sage und schreibe 1600 Teile werden hier verbaut.

Gut Ding will Weile haben. Das trifft auch auf die Manufaktur selbst zu. Nachdem Gérard und Anne-Marie David in die Schweiz gezogen waren, arbeiteten sie zunächst im Saiten-Department einer grossen Firma bis zu dem Zeitpunkt, als die Firmenpolitik eine Richtung einschlug, die ihnen nicht zusagte. Sie beschlossen, ihre eigene Manufaktur zu eröffnen und begannen damit, Reparaturen für die Mechanik von Harfen anzubieten. Nach einiger Zeit kamen auch Korrekturen der Holzteile dazu, bis eines Tages eine Harfenistin mit einer alten Harfe zu ihnen kam und sie fragte, ob sie ihr eine Kopie davon neu bauen könnten. So bauten sie ihre erste Einfachpedalharfe, die oft auch als «Tiroler Harfe» bezeichnet wird. Sie steigerten sich in ihrer Arbeit immer weiter bis hin zu Doppelpedalharfen und schliesslich zu Konzertharfen, den Meisterstücken des Harfenbaus. Die Konzertharfe hat sieben Pedale, die es möglich machen, dass jede Saite der Harfe drei verschiedene Töne erzeugen kann. Möglich macht dies eine komplexe Mechanik, die sich im Inneren der Harfe verbirgt. Sage und schreibe 1600 Teile werden hier verbaut. Beinahe alle Metallteile, die dazu benötigt werden, werden in der Manufaktur hergestellt und vom Ehepaar David, drei festangestellten Mitarbeitern und einer flexiblen Mitarbeiterin, die je nach Arbeitsaufwand mehr oder weniger arbeitet, verbaut. «Unsere Mitarbeiterin kümmert sich um die feinen, kleinen Teile der Mechanik. Frauen haben dünnere Finger und können die kleinen Schrauben daher meist besser montieren», erklärt Gérard David. Neben dem bereits erwähnten Fichtenholz, das für die Resonanzdecke verwendet wird, kommen ähnlich wie im Geigenbau Sycamore-Massivahornholz und Furnierblätter für den Resonanzkörper zum Einsatz. Je nach Auftrag können auch Mahagoni, spezielle Birkenarten oder Buche eingesetzt werden. 

Grundsätzlich bauen Gérard und Anne-Marie David eine Harfe, die insgesamt rund ein Jahr Arbeitszeit in Anspruch nimmt, nur im Auftrag. Aufträge erhalten sie von Orchestern, Konservatorien, Hochschulen sowie von Künstlerinnen und Künstlern. Ein grosser Markt für die Davids ist China. Dahin verschicken sie schon mal Konzertharfen im Wert von CHF 30000 in Transportkisten. Ein Punkt mehr, der für die herausragende Qualität ihrer Arbeit spricht. Diese stellen sie auch alle drei Jahre beim World Harp Congress unter Beweis, die bei Weitem einzige Gelegenheit, bei der sie eine Harfe nicht im Auftrag herstellen, sondern ihrer Kreativität nach ihren persönlichen Vorstellungen freien Lauf lassen. Der letzte Kongress, der 2020 in der walisischen Hafenstadt Cardiff hätte stattfinden sollen, musste aufgrund der Pandemie leider abgesagt werden. Doch die Arbeit geht den Davids aufgrund der derzeitigen Situation trotzdem nicht aus. Die Leidenschaft und Hingabe für den Harfenbau mit Sicherheit auch nicht. 

david​-harps​.com

01. Dezember 2020 Rosengart Aufmacher neu

Kunst muss berühren

Ein Leben mit Picasso, Klee und Corona: Angela Rosengart, die Grande Dame der Schweizer Kunstszene, im Portrait.

Corona-Zeiten hin oder her, das geht gar nicht. Dass die Menschen auf einmal nicht mehr ins Museum können. Wie alle Schweizer Museen war auch die «Sammlung Rosengart» in Luzern geschlossen. Die ehemalige Besitzerin der Sammlung und Gründerin des Museums, Angela Rosengart, konterte dem Virus mit der Aktion «Kunst kommt zu Ihnen nach Hause». Als Film, abrufbar im Internet. In liebevoll gestalteten Bei­trägen erzählen die Mitarbeiter des Mu­seums, vom Abwart bis zur Kassenfrau, die Geschichte ihres ganz persönlichen Lieblingsbildes. So konnten sich die zwangsweisen Nicht-Museumsbesucher beispielsweise an Abwart Othmar Amreins witzig-pointierter Beschreibung von Pablo Picassos «Kauernder Akt» erfreuen. Eine berührend schöne Aktion und sehr passend zur Gründerin des Museums. 

Angela Rosengart ist eine zierliche Person mit einer sanften Stimme, aber in der Kunstszene ist sie ein echtes Schwergewicht, und ihr Wort verfügt in Kunstfragen über einen unüberhörbaren Nachdruck. Angela Rosengart besass eine der weltweit renommiertesten Sammlungen von weit über 300 Werken der modernen Kunst und ist Zeitzeugin einer der wichtigsten Epochen der Kunst des vergangenen Jahrhunderts. Die Luzerner Kunsthändlerin, ‑sammlerin und Museumsstifterin lernte bereits in jungen Jahren die künstlerischen Genies Marc Chagall, Henri Matisse und Pablo Picasso kennen. Von letzterem wurde sie im Laufe der Zeit fünf Mal porträtiert. 

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13. September 2021 Nutshell Kinder Aufmacher

Kinder an die Macht

Am 20.09. ist Weltkindertag – interessante Fakten rund um Familie, Kinder und ihre Rechte. 

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Streaming Oktober neu

Unheimlich unterhaltsam

Passend zu Halloween präsentieren wir einige Serien-Klassiker und Neuerscheinungen aus dem Mystery-Bereich.

NETFLIX

Ein verschwundener Junge, ein geheimnisvolles Mädchen und drei gute Freunde, die den mysteriösen Dingen auf den Grund gehen wollen – so könnte man die Serie «Stranger Things» zusammenfassen. Staffel 1 – 4 sind auf Netflix verfügbar. Eine 5. Staffel ist bereits bestätigt. Vanessa Van Helsing hat – wie der Name bereits verrät – berühmte Vorfahren. In der Serie «Van Helsing» wacht sie aus dem Koma auf und findet sich plötzlich in einer postapokalyptischen Welt wieder, in der Vampire für Angst und Schrecken sorgen. Alle fünf Staffeln sind bereits online. Bei der Netflix-Serie «The Witcher» lohnt es sich, genau aufzupassen, denn sie erzählt drei Handlungsstränge parallel, die teilweise in unterschiedlichen Zeitebenen angesiedelt sind. Erst zum Ende hin werden sie zusammengeführt und ergeben ein komplettes Bild. Ende Juni 2023 meldete sich Hexer Geralt mit der dritten Staffel «The Witcher» zurück. «Riverdale» ist in der titelgebenden Kleinstadt angesiedelt und basiert auf den Archie-Comics. Die Geschichte dreht sich um ein grausames Verbrechen das es aufzuklären gilt. Schnell stellt sich dabei heraus, dass jeder Einwohner von Riverdale ein düsteres Geheimnis zu verbergen hat. Die finale siebte Staffel ist seit Ende August online.

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