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Autor Robert Seethaler erobert Leser und Kritiker – sein Kulturausblick.

Wenn Robert Seethaler arbeitet, dann an seinem Schreibtisch. «Alles andere lenkt nur ab», erklärt der österreichische Autor pragmatisch und gibt damit schon einen ersten Einblick in seinen Kosmos – voller Worte, wunderbarer Sätze und tiefgreifender Ideen. Diese verpackt Seethaler in Romane, die nicht nur die Bestsellerlisten, sondern auch die Herzen der Kritiker erobern. Mit seinem Roman «Der Trafikant» machte er 2012 erstmals im deutschen Sprachraum auf sich aufmerksam. Mittlerweile wurde die Geschichte des Franz Huchel sogar erfolgreich verfilmt. Seethaler, der in Wien und Berlin lebt, bleibt aber stets dem geschriebenen Wort treu. Und folgt beim Schreiben unter allen Umständen seinen Interessen. Denn das ist für ihn die Gemeinsamkeit, die alle guten Schriftsteller vereint. Zuletzt hat Gustav Mahler sein Interesse geweckt, und kurzerhand erkor er dessen Leben als Stoff für seinen aktuellen Roman. In «Der letzte Satz» zeichnet er ein ergreifendes Porträt des Komponisten. Inspiration für seine Texte holt sich der sympathische Autor dabei «aus der Stille – aus den Welten, die bei geschlossenen Augen auftauchen». Wie sehr diese auch bei geöffneten Augen überzeugen, beweisen ein Platz auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2020 und Top-Ränge in den Bestsellerlisten. Parameter, die für Seethaler nicht wichtig, aber schön sind. Denn: «Hinter jedem Preis stehen Menschen, die ihn verleihen – und die schätzen offenbar meine Arbeit.» Welche kulturelle Arbeit er privat schätzt, verrät er hier.

Welches Buch liegt zurzeit auf Ihrem Nachtkästchen?

«Don Quijote von der Mancha» in der Übersetzung von Susanne Lange. Das liegt allerdings nicht am Nachtkästchen, sondern am Schreibtisch. Lesen vor dem Schlafengehen regt mich zu sehr auf.

Welche Musik läuft gerade bei Ihnen? 

Keine. Ich höre selten Musik. Schon gar nicht beim Schreiben. Das Geschriebene soll seine eigene Harmonie haben – oder Disharmonie. Literatur ist Klang. Auch wenn er nach aussen nicht hörbar ist. 

Welchen Film wollen Sie unbedingt in nächster Zeit sehen?

«La Strada» von Fellini. In seiner Einfachheit ist das eines der berührendsten Werke der Filmgeschichte. Ausserdem ist der Film in Schwarz-Weiss. Das mag ich sehr.

Schreiben bedeutet für mich …

… vor allem Arbeit. Sie ist selten einfach, aber stets erfüllend. Sie gibt mir Sinn. Das ist ähnlich wie mit der Liebe. Die Liebe kann auch erfüllen, ist aber oft mit Arbeit, Kampf und Leid verbunden.

Zur Person

Robert Seethaler, geboren 1966 in Wien, ist ein vielfach ausgezeichneter Schriftsteller. Seine Romane «Der Trafikant» (2012), «Ein ganzes Leben» (2014) und «Das Feld» (2018) wurden zu grossen Publikumserfolgen. Mit seinem neuen Roman «Der letzte Satz» schaffte er es auf die Longlist für den Deutschen Buchpreis 2020. Er zeichnet darin das berührende Porträt von Gustav Mahler, dem die Vergangenheit glasklar entgegentritt.

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