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Der 3D-Druck hält Einzug in die Architektur – schneller, nachhaltiger, effizienter. Ist das die Zukunft des Bauens?

Der 3D-Druck revolutioniert Architektur und Bauwesen und eröffnet neue Möglichkeiten für Design, Effizienz und Nachhaltigkeit. Durch den schichtweisen Aufbau von Beton entstehen komplexe Formen, Bauzeiten verkürzen sich und Ressourcen werden gezielter genutzt. Ob diese Art der Technologie die Branche grundlegend verändert, bleibt abzuwarten. Die Kobelt AG testet das Potenzial des 3D-Drucks mit dem Projekt «SAPHIR». Als erstes 3D-gedrucktes Betongebäude der Schweiz verbindet das Bemusterungszentrum in Marbach, St. Gallen modernste Technologie mit nachhaltiger Bauweise. Damit setzt das Unternehmen ein starkes Zeichen für die Innovationskraft der Schweizer Baubranche.

SAPHIR – von der Vision zum Konzept

Im Januar 2023 initiierte der Verwaltungsrat der Kobelt AG einen internen Architektenwettbewerb, um ein neues Bemusterungszentrum zu entwerfen – das erste Gebäude in der Schweiz, das mittels 3D-Betondruck realisiert werden sollte. Acht Architekten und Architektinnen von Kobelthaus entwickelten innerhalb von zwölf Arbeitstagen innovative Entwürfe, die im Februar 2023 dem Verwaltungsrat und Vertretern der Holcim AG präsentiert wurden. Nach intensiver Diskussion fiel die Wahl auf das Projekt «SAPHIR» aus der Feder des Architekten René Baumgartner, das durch seine klare Formensprache und technische Machbarkeit überzeugte.

Der Entwurf besticht durch den starken Kontrast zwischen den robusten, 3D-gedruckten Betonwänden und der filigranen Holz-Stahlkonstruktion des flügelförmigen Daches. Die fächerartig angeordneten Stahlstützen verleihen dem Gebäude eine elegante Leichtigkeit, während die markante Geometrie des Betonplots dessen innovative Bauweise unterstreicht. Als Eyecatcher auf dem Firmengelände symbolisiert das Bemusterungszentrum nicht nur die architektonische Kompetenz der Kobelt AG, sondern auch deren Leidenschaft für zukunftsfähige Bauweisen.

Die Technologie

Die technische Realisierung basiert auf der 3D-Betondrucktechnologie. Ein speziell entwickelter Betonmix wurde dabei schichtweise aufgetragen, ohne dass herkömmliche Schalungen erforderlich waren. Dieses Verfahren ermöglicht eine aussergewöhnliche Formfreiheit und präzise Umsetzung komplexer Geometrien, wie sie beim Projekt «SAPHIR» zu sehen sind. Darüber hinaus bietet die Methode erhebliche Vorteile: Durch den gezielten Materialeinsatz werden Ressourcen eingespart, die Bauzeit wird drastisch verkürzt. So konnte das Gebäude mit einer Grundfläche von 150 m² in nur 55 Stunden reiner Druckzeit fertiggestellt werden.

Ein zentraler Partner war die Holcim AG, die ihre Expertise bei nachhaltigen Baustoffen einbrachte. Der eingesetzte Betonmix zeichnet sich durch eine erhöhte Festigkeit und einen reduzierten Zementanteil aus, was die Umweltbilanz des Projekts erheblich verbessert. Zudem stammen die Hauptbestandteile des Betons – Sand und Kies – aus regionalen Quellen, was den ökologischen Fussabdruck weiter minimiert.

Funktionalität trifft Ästhetik

Das Projekt stellte die Ausführenden vor die Herausforderung, traditionelle Bauprozesse an die neue Technologie anzupassen. So mussten etwa die statischen Anforderungen für die nicht tragenden, gedruckten Wände sorgfältig definiert und es musste ein spezieller Betonmix entwickelt werden, der sowohl pumpfähig als auch schnell aushärtend ist. Diese Pionierarbeit erforderte enge Zusammenarbeit zwischen Architektur, Ingenieurwesen und Materialwissenschaft, um die Machbarkeit und Langlebigkeit des Gebäudes sicherzustellen.

Das Ergebnis dieser Bemühungen zeigt sich nicht nur in der äusseren Architektur, sondern auch im durchdachten Innenraumkonzept. Die minimalistische Gestaltung schafft eine inspirierende Atmosphäre, in der Kunden sich auf ihre individuellen Projekte konzentrieren können. Verschiedene Bereiche wie eine Kinderecke, eine Kaffeeküche und ein separater Sitzungsraum, der über eine elegante, gerundete Treppe in der Galerie erreichbar ist, bieten Funktionalität und Komfort. Die Materialwahl ist bewusst zurückhaltend: Ein fugenloser Bodenbelag und Innenausbauten in Eichenoptik harmonieren mit den markanten Betonstrukturen und unterstreichen die moderne Ästhetik des Gebäudes.

R‑evolution des Bauwesens?!

SAPHIR ist nicht nur ein Meilenstein für nachhaltiges Bauen, sondern auch ein Symbol für den Fortschritt in Design und Technologie. Als erstes 3D-gedrucktes Betongebäude der Schweiz setzt es neue Massstäbe und inspiriert die Branche, traditionelle Bauweisen zu überdenken. Das Bemusterungszentrum ist damit weit mehr als ein funktionales Gebäude – es ist ein Leuchtturmprojekt, das zeigt, wie die Zukunft des Bauens aussehen kann: innovativ, nachhaltig und visionär.


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