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Für sein Label Wood & Luxury entwirft und fertigt Stefan Senn Holzhandwerk der gehobenen Klasse.

Wer suchet, der findet. Und wer sucht und nichts findet, der erfindet. So beginnen zahlreiche Gründergeschichten vor allem im Bereich der Handwerkskunst. Bei Stefan Senn ist es eine Mischung aus Familientradition und Erfindergeist. Er entstammt einer Familie von Schreinern – und eigensinnigen Menschen mit Visionen. Denn keiner aus den vier Generationen übernahm den Betrieb des Vaters, sondern ging lieber seinen eigenen Weg. Ein Grundgedanke, den man den Werken von Stefan Senn ansieht: Individualität, ein hoher Qualitätsanspruch und feinsinniger Ideenreichtum. Ein minimalistisches Bücherregal, das ganz genau in die Lücke in der Wand im Wohnzimmer passt, oder ein Whisky-Schrank, der sich dank seines zeitlosen Designs mit den Vintage-Möbeln aus den 50er-Jahren ebenso wie mit dem Couchtisch aus dem gemeinen Möbelhaus kombinieren lässt. Handwerksstücke, die auch beim tausendsten Blick darauf immer noch Freude bereiten. Diese Freude bringt Stefan Senn nun seit bereits 30 Jahren in Holz gewordene Form. 

Familiensache

Gelernt hat er sein Handwerk – wie könnte es anders sein – bei seinem Vater, der sich in seinem Betrieb ganz auf Antiquitäten spezialisierte. Hier entstanden auch seine ersten eigenen Entwürfe. Einer davon, die Arche Noah, die er mit 16 Jahren baute, findet sich auch heute noch im Sortiment. Ein eindeutiges Zeichen für einen Klassiker. Heute geht Stefan Senn, ebenfalls ganz in Familientradition, einen komplett anderen Weg als sein Vater. Seinen eigenen Entwürfen, die er mit seinem 1991 gegründeten Label Wood & Luxury vertreibt, liegt eine schlichte, gerade Linie zugrunde. Neben eigenen Entwürfen, die man auf seiner Webseite woodandluxury​.com kaufen kann, widmet sich Senn Massanfertigungen für Kunden. Das Holz für seine Arbeiten bezieht er direkt aus der Schweiz – von Teak über Lärche bis hin zum Nussbaum. In der Werkstatt in Basel arbeitet er zusammen mit zehn Mitarbeitern mit Hingabe an eigenen oder Kundenideen. Eine spezielle Inspirationsquelle hat er dabei nicht, meist ist es das alte Lied vom Suchen und Finden: «Alle Entwürfe sind aus Eigenbedarf entstanden. Ich konnte nichts Schönes finden und habe es dann einfach selbst gemacht.»

Wertewandel

Immer wieder nimmt Stefan Senn auch Restaurationsaufträge an. Am Know-how scheitert es aufgrund des Antiquitätengeschäftes der Eltern nicht, vielmehr eher vielleicht am Wertewandel und das verloren gehende Wissen über Qualität. Viele kaufen immer noch lieber neu, als Altes wieder instand setzen zu lassen. Doch in den vergangenen Jahren sieht Stefan Senn auch immer mehr Interesse an Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, vor allem bei Möbeln, die mitunter mehrere Hundert Jahre lang ihren Glanz behalten. Ein Trend, der durchaus positiv stimmt, auch wenn Senn einen skeptischen Blick darauf bewahrt: «Langfristig wird es keinen anderen Weg geben als jenen weg von Quantität hin zu less is more‘. Auf der anderen Seite ist Design heutzutage sehr viel Marketing, das beeinflusst.» Entgegenhalten können kleine Handwerksbetriebe wie Wood & Luxury mit ihrer Qualität, die sich auch abseits von Social Media durch die gute alte Mundpropaganda weiterverbreitet und durch Stammkunden, die aufgrund ihrer positiven Erfahrungen immer wieder kommen. 

Handarbeit

Kommt ein Kunde mit einer Idee für ein ganz persönliches Möbelstück zu Stefan Senn, dann stehen erst einmal zwei Programmpunkte an: viele Fragen stellen und zuhören. Senn versucht jedes noch so kleine Detail mitzunehmen, in ersten Skizzen zu Papier zu bringen und berechnet dann eine Offerte. Will sich der Kunde, bevor es ans Eingemachte geht, noch einen 3‑D-Eindruck machen, wird ein Modell gefertigt. Am tatsächlichen Möbelstück wird anschliessend sowohl mit althergebrachten Werkzeugen als auch mit neumodischen Maschinen gearbeitet – von allem das Beste. Was definitiv nicht maschinell geht, ist das Verputzen, also das Schleifen der Flächen und Kanten und das darauffolgende Ölen. Hier ist gute alte Handarbeit gefragt. Die Auftraggeber und Käufer bei Wood & Luxury sind ebenso vielfältig wie die Maserung der Hölzer, die verarbeitet werden. Eine bunte Mischung, die auf der Suche nach richtig guter Qualität den Preis an die zweite Stelle stellt und für ein Möbelstück, das wahrscheinlich noch die Kinder und Enkelkinder erben können, auch einmal mehr Geld ausgibt. 

Fernblick

Die Eigenentwürfe von Stefan Senn, die von Werkzeugschrank und Menage über Notenständer bis hin zu einer Semainière und einer Badewanne aus Lärchenholz reichen, finden zukünftige Kunden im eigenen Laden in der Steinentorstrasse in Basel und rund um die Uhr im Online-Shop. International werden die Werkzeugkoffer von Wood & Luxury bei Mr. Porter und Conran vertreten. Zum 30-Jahr-Jubiläum wurde das Sortiment vor Kurzem um eine beeindruckende Werkzeugwand erweitert. Aber Sorgen, dass Stefan Senn die Ideen ausgehen, muss sich ohnehin niemand machen: «Wir haben unserer Webseite ein neues Gesicht verpasst und einen wunderbaren Film über unsere Werkstatt gedreht. Dann sind noch ein Picknick-Koffer inklusive Teller geplant und ein Tiny House auf Rädern, zu dem es bereits ein Modell gibt. Zurzeit kommen wir allerdings kaum damit hinterher, Kundenwünsche zu erfüllen, sodass sich unsere Kunden bei unseren eigenen neuen Projekten noch ein wenig gedulden müssen.» Ein überaus erfreulicher Grund für verlängerte Vorfreude! 

woodandluxury​.com