Die Expo 2025 Osaka setzt mit dem Thema «Designing Future Society for Our Lives» auf die Themen globale Nachhaltigkeit und Innovation. Ein Highlight wird der Schweizer Pavillon sein, gestaltet von Manuel Herz Architekten.
Die Weltausstellungen blicken bereits auf eine lange Geschichte zurück – von der ersten Great Exhibition 1851 im Londoner Kristallpalast bis zur modernen Plattform für globale Zusammenarbeit. Ursprünglich Schaufenster industrieller Innovationen von der Dampflok bis zum Telefon, wandelten sie sich nach 1945 zu Foren für kulturellen Austausch und seit dem 21. Jahrhundert zu Laboratorien nachhaltiger Zukunftsentwürfe.
In Osaka erwarten die Besucher ab 13. April 2025 futuristische Technologien wie fliegende Autos, kulinarische Spezialitäten, Kunstperformances und Lösungsansätze für globale Herausforderungen aus 160 Ländern sowie die Möglichkeit, im People’s Living Lab Zukunftsszenarien aktiv mitzugestalten. Ein weiterer Fokus liegt auf nachhaltigen Architekturlösungen und Pavillons aus recycelbaren ETFE-Membranen. Ob und wie sich diese nach dem Expo-Ende am 13. Oktober in Möbel verwandeln lassen, wird aktuell von Studierenden am Kyoto Institute of Technology KIT erforscht.
Architektur, Szenografie & Technik
Die Struktur des Schweizer Pavillons besteht aus vier miteinander verbundenen, leichten Kuppeln. Pflanzen an der Fassade – lokal gezüchtet und CO₂-bindend – sollen Symbol für die Umweltverantwortung sein. Thematisch gliedert sich der Pavillon in Augmented Human (Robotik, KI), Life (Gesundheit, Bildung) und Planet (Klima, Energie), begleitet von interaktiven Ausstellungen. Gestaltet wurde der Entwurf von Manuel Herz Architekten, Nüssli und Bellprat Partner, die einen vorangegangenen Realisierungswettbewerb gemeinsam für sich entscheiden konnten.
Als kultureller Brückenschlag dient die Figur Heidi, die als Botschafterin die Verbindung zwischen Schweiz und Japan stärken soll. «Heidi, Girl of the Alps» wurde von Zuiyo Enterprise produziert und am 6. Januar 1974 zum ersten Mal als Adaption von Johanna Spyris klassischem Roman im Zeichentrickformat ausgestrahlt. Unter dem Titel «From Heidi to High-Tech» will man die Besucher 51 Jahre später auf eine immersive und interaktive Reise durch kollaborative Innovationen mitnehmen und die Entwicklung der Schweiz von ihrem ikonischen alpinen Erbe zu einem weltweit anerkannten Zentrum für Spitzentechnologie aufzeigen.
Leicht, innovativ und zukunftsweisend – so soll sich ein Besuch im Schweizer Pavillon auf der Expo Osaka 2025 gestalten.
Nachgefragt bei Manuel Herz Architekten
Leichtbau als Statement: Die Pavillonhülle wiegt nur 400 kg und besteht aus rezyklierbarer Folie. Wie spiegelt diese extreme Leichtigkeit die schweizerische Innovationskultur wider?
Nicht nur die leichte Hülle, sondern die Sphären-Konstruktion des Pavillons insgesamt, verkörpert und symbolisiert die innovative Forschungskultur der Schweiz. Zum einen, weil wir anstatt der konventionellen Bauweisen wie Beton, Mauerwerk etc., eine modulare und wiederverwendbare Konstruktion verwenden, die technisches Know-how voraussetzt. Zum anderen ist es die Formensprache an sich, die uns an Forschungseinrichtungen und wissenschaftliche Institutionen denken lässt. Die Leichtigkeit der Hülle unterstreicht dies. Wir minimieren damit den Materialeinsatz und erreichen eine hohe Effizienz. Dies sind Werte, die auch in gewisser Weise für die Schweiz stehen.
Die ETFE-Folienhülle wird durch Luftdruck stabilisiert – gab es technische Herausforderungen?
Manchmal ist es ja überraschend, dass die Bauteile die am anspruchsvollsten wirken, sich relativ problemlos realisieren lassen. Und jene, die eigentlich Routine sein sollten, sich als aufwendiger herausstellen. Wir konnten die Sphären-Konstruktion letztendlich gut realisieren, da sie von den Ingenieuren, Nüssli und uns sorgfältig geplant war. Die grösseren Herausforderungen bestanden eher in den unterschiedlichen Planungskulturen zwischen Europa und Japan und den Details der länderspezifischen Zulassung von Werkstoffen. Das hört sich nicht so spannend an, hat aber viel Aufwand erfordert. Aber insgesamt kann man sagen, dass es phantastisch ist, in Japan zu bauen. Die Präzision und die Zuverlässigkeit sind extrem beeindruckend.
Integriert das Design ökologische Aspekte in die strukturelle Planung?
Das Thema der Nachhaltigkeit ist sehr vielschichtig. Wir versuchen das auf ganz unterschiedliche Weise zu praktizieren und zu demonstrieren. Hier ist beispielsweise auch unsere Arbeit mit dem KIT zu nennen, bei dem wir den ökologischen Fussabdruck des Gebäudes wissenschaftlich untersuchen. Die leichte und modulare Bauweise ist ein weiterer Aspekt der Nachhaltigkeit. Und schliesslich das Einbeziehen von Flora, die wir mit der Landschaftsarchitektin Robin Winogrond erarbeitet haben. Für uns zeigt die Kombination von Sphären und Pflanzen aber auch, wie wissenschaftliche Innovation – symbolisch dafür die Sphären – und die wunderbare Natur – symbolisch dafür die Bepflanzung – in der Schweiz sich gegenseitig bedingen und miteinander verwoben sind.
Wichtig ist aber auch, zu verstehen, dass ein Expo-Pavillon immer auch ein Demonstrations-Objekt ist. Wir wollen mit der Architektur des Pavillons Methoden und Materialien zeigen und darstellen. Der Impact, den unser Pavillon als Gedanken-Anstoss und Inspiration für zukünftiges Bauen hat, kann mitunter wichtiger sein.
Die Ausstellung fokussiert auf «Life», «Planet» und «Augmented Human». Wie übersetzt sich diese inhaltliche Gliederung in die räumliche Erfahrung für Besucher?
Die Themen wurden sorgfältig auf der Grundlage einer Umfrage ausgewählt, die sowohl in Japan als auch in der Schweiz durchgeführt wurde und öffentliche sowie private Stakeholder einbezog. Die Umfrage hat Bereiche untersucht, in denen die Schweiz hervorragende Leistungen erbringt und die für das japanische Publikum von grosser Relevanz sind. Aus diesen Ergebnissen wurden die drei überzeugendsten Themen identifiziert und vom Parlament genehmigt. Diese Themen spiegeln sich hauptsächlich im Veranstaltungsprogramm und in der Sphere 3 wider, in der Schweizer Innovationen präsentiert werden. Was die räumliche Erfahrung der Besucher betrifft, so wurde der Pavillon so gestaltet, dass er die Besucher durch interaktive und ansprechende Ausstellungen in diese Themen eintauchen lässt.
Und nach der Expo?
Die Wiederverwertbarkeit ist für uns sehr wichtig. Wir sind derzeit noch in Abklärungen, in welcher Form der Pavillon ein «Second Life» haben wird, d.h., ob dies in der Wiederverwertung der einzelnen Bauteile und Materialien erfolgen wird oder in der gesamten Wieder- bzw. Weiterverwendung des Pavillons an einem anderen Ort. Wir haben, gemeinsam mit dem Generalunternehmer Nüssli, den Bau so geplant, dass er relativ einfach wieder demontiert und anderswo zusammengesetzt werden kann. Zudem haben wir während der Planungsphase mit Studierenden und Lehrenden des Kyoto Institute of Technology Entwürfe und Vorschlage erarbeitet, Bauteile wie die Folie zum Beispiel, um Möbel zu recyclieren. Dies veranschaulicht, wie das Thema Wieder- und Weiterverwendung ein integraler Bestandteil des Entwurfs, und nicht nur ein späteres Add-on ist.
INFOKASTEN
Expo 2025 | 13. April – 13. Oktober 2025
Die Expo 2025 Osaka findet von 13. April bis 13. Oktober 2025 auf der künstlichen Insel Yumeshima statt. Sie steht unter dem Motto Designing Future Society for Our Lives. Die Weltausstellung widmet sich den Herausforderungen einer globalisierten Gesellschaft mit Fokus auf Nachhaltigkeit, Gesundheit und technologische Innovation. Über 160 Länder und internationale Organisationen präsentieren Lösungen zu den Unterthemen Saving Lives (Ressourcenmanagement), Empowering Lives (individuelle Entfaltung) und Connecting Lives (globale Vernetzung). Herzstück ist der Expo-Ring – eine 630 Meter grosse Holzkonstruktion und nachhaltige Begegnungszone. Mit 28 Millionen erwarteten Besuchern setzt die Expo auf klimaneutrale Energieversorgung und recycelbare Materialien, um ein Modell für zukunftsfähige Grossveranstaltungen zu schaffen.
Nichts mehr verpassen – wir halten Sie auf dem Laufenden!
Melden Sie sich jetzt für unseren Newsletter an.

Design & Architecture — März 2025
Die Entstehung von Fatboy-Designs
Kreativdirektorin Pauline Barendregt im Talk
Travel — März 2025
Refugium der Ruhe: Das Hotel fink Südtirol
Kulinarik, Komfort und klösterliche Eleganz
— Februar 2025
Adrenalin und Entspannung im Ötztal: Ein Besuch im Aqua Dome und bei James Bond
Auszeit in den österreichischen Alpen
Design & Architecture — Februar 2025
From Heidi to High-Tech: Die Schweiz begeistert auf der World Expo 2025
Swiss Design im Zeichen von Nachhaltigkeit
Design & Architecture — Januar 2025
Luxuriöse Oase in Marrakesch: Das Dar Darma
Dario Locatellis Meisterwerk
Design & Architecture — Januar 2025
Designhotel Jules César
Pop-Art in der Provence