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Bergdorfliebe und Biker-Paradies – in Abländschen ist alles möglich.

1, 3, 38, 40. Nein, das sind nicht die ultimativen Zahlen für den nächsten möglichen Millionengewinn im Lotto. In Abländschen haben sie eine ganz andere Bedeutung: ein Tal, drei Bauern, 38 Einwohner und 40 Kühe! Das zur Gemeinde Saanen gehörende Dörfchen zwischen dem bernischen Zweisimmen und dem freiburgischen Jaun wird von Bikern, Wanderern und all denjenigen, die sich ein wenig Ruhe gönnen möchten, als Geheimtipp gehandelt. Und dies zu Recht. Willkommen am Ende der Welt! 

…und am Anfang war die Kartoffel

Normalerweise stehen Stars, Topathleten oder exklusive Destinationen im medialen Scheinwerferlicht. Wie kommt es, dass ganz gewöhnliche Kartoffeln aus einem abgelegenen Schweizer Seitental plötzlich nationale Aufmerksamkeit erlangen? Die dazugehörige Geschichte ist ebenso spannend wie genial. Zufall oder Schicksal? Vielleicht ein wenig beides. 2018 wurde Thomas Frei, Besitzer des Hotels Bernerhof in Gstaad, bei der Durchfahrt durch das Dörfchen Abländschen auf das Plakat «Zu vermieten» aufmerksam, welches an einer Seitentür des Gasthauses «Weisses Kreuz» hing. Die einzigartige Landschaft und die vereinzelt im Dorf zerstreuten, liebevoll mit Geranien dekorierten Bauernhäuser konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Thema Abwanderung auch hier vermutlich bereits Realität ist. Also was tun, um dieser Entwicklung entgegenzutreten? Gemeinsam mit Hans Peter Reust, ebenfalls Gstaader Unternehmer, entwickelten Thomas Frei und sein Team ein Konzept zur Förderung der Berggebiete. Gleichzeitig gab der Verwaltungsrat der Bernerhof AG Gstaad grünes Licht für die Gründung der Stiftung «Prospectus Mons». Ziel der Initianten war, die Abwanderung in Abländschen zu stoppen, die Agrarwirtschaft anzukurbeln und den Fokus auf regionale Produkte zu legen. Thomas Frei und Hans Peter Reust, die beiden Väter des Saveurs-Gourmetfestivals Gstaad, sind Experten in Sachen Ausarbeitung und Umsetzung von originellen Ideen und Konzepten. Sprich, sie wussten, was sie taten. Und die beiden Visionäre setzten in einem ersten Schritt auf das Naheliegende und Machbare: die Anpflanzung von Bergkartoffeln.

Damit ein solches Projekt überhaupt aus den Startlöchern kommt, braucht es natürlich auch das Mitwirken der beteiligten Parteien. Der Landwirt Hanspeter Dänzer aus Abländschen fand die Idee der Förderung der Berggebiete so gut, dass er kurzerhand acht Aren Weideland umpflügte und begann, Kartoffeln der Sorten Annabelle und Desirée zu setzen. Und dies auf einer Höhe von knapp 1300 und in hügeligem Gelände. Ganz nach dem Motto «In der Einfachheit liegt die Würze» packten Reust und Frei die vielseitige Knolle mit spannenden Geschichten und Events emotional ein und sicherten sich damit sofort das Interesse der Medien. Letztes Jahr konnten stolze vier Tonnen der schmackhaften Abländscher Bergkartoffeln geerntet werden. Abnehmer gibt es genügend. Weil der Erhalt der Bergdörfer quasi ein nationales Anliegen ist, ist für die Gastronomen aus Gstaad und Umgebung die Unterstützung des Projekts Abländschen Ehrensache. 

SAUmässig schön

Abländschen ist ein sperriger Name für einen Ort. Von den Einheimischen wird er «Avländsche» ausgesprochen. Die Sprachwissenschaftler sind sich über die Herkunft des Worts nicht ganz einig, ob es vom französischen «Avalanche» (Lawine) oder vom gallischen «Abono» (Wasser) stammt. Auf dem knapp 30-minütigen Weg von Saanen in das Dorf mit dem sperrigen Namen erzählt uns Hans Peter Reust, wie viele Fortschritte schon in kurzer Zeit erzielt werden konnten. Während er spricht, sind die Begeisterung und das Herzblut für dieses Projekt zu spüren. In Gstaad kennt ihn jeder, den Hans Peter. Ein Macher und kreativer Querdenker, der ab und zu bewusst ein wenig polarisiert, wie er selber schmunzelnd zugibt. Dies aber meist nur im Sinne der Sache, um seinem Gegenüber andere Sichtweisen aufzuzeigen oder ihn zum Nachdenken anzuregen. «Uns ist es wichtig, den Menschen in den Berggebieten Perspektiven zu bieten und eine nachhaltige Wertschöpfung zu generieren. Damit einhergehend ist das Angebot von frischen Produkten mit möglichst kurzen Transportwegen», unterstreicht Reust. 

Die Grundsäulen des Abländschen-Projekts sind zweifelsohne die Bauern und die Landwirtschaft. Für eine erfolgreiche Förderung des Agrotourismus braucht es aber auch die Gastronomie. Vielleicht war es ein Wink des Schicksals, dass das Gasthaus «Weisses Kreuz» just in dem Moment einen neuen Mieter suchte, als Thomas Frei in Abländschen vorbeifuhr. Nun galt es, dem geschichtsträchtigen Haus neues Leben einzuhauchen. Wenn der Ortsname schon speziell ist, dann kann das Restaurant nicht einfach «Weisses Kreuz» heissen. Darin waren sich Hans Peter Reust und das ganze Team einig. Mit Unterstützung einer bekannten Werbeagentur wurde nach kurzer Diskussion der Name «Berghotel Zur Sau» aus dem Ideen-Hut gezaubert und sofort von allen genehmigt. Originell, pfiffig, provozierend und fast schon frech in einer Zeit, in der alles so international wie möglich – also Englisch – tönen muss. Entsprechend gross war zu Beginn der Aufschrei von Einheimischen und Auswärtigen. Inzwischen haben sich die Kritiker mit der Sau versöhnt und freuen sich über die bisher erreichten Resultate. Übrigens, im Zuge der Namensgebung wurde auch eine Fabel mit dem Titel «Zur Sau» verfasst. Die schaurige und gleichzeitig berührende 80-seitige Geschichte, teilweise etwas kraftvoll und trotzdem nicht minder interessant illustriert, erzählt, wie das Berghotel zu seinem Namen kam. Vielleicht, vermutlich oder doch nur Fantasie? Bei den Fabeln weiss man das nie so genau. Auf jeden Fall eine lesenswerte Lektüre. 

Willkommen am Ende der Welt

Eigentlich hätte das renovierte und liebevoll eingerichtete «Berghotel Zur Sau» schon im Frühling 2020 eröffnet werden sollen. Die Coronapandemie zwang das ganze Team jedoch zu einer zusätzlichen Warteschlaufe. Im Mai 2021 war es endlich so weit. Das in neuem Glanz erstrahlende Berghotel verfügt über neun individuell ausgestattete Zimmer, einen Aufenthaltsraum, ein Fumoir, das Café sowie das Grand Restaurant, das ungefähr 40 Personen Platz bietet. Also ideal für Anlässe wie Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder Taufen. Eine grosse Sonnenterrasse lädt ein zum gemütlichen Beisammensein bei einem Simmentaler Bier oder einem Glas Rolle sur Mont. Den Ausblick auf die unvergleichliche Natur gibt’s kostenlos dazu. 

Der äusserst charmante wie eloquente Wirt Clà Frei führt uns durchs Haus und erklärt uns sämtliche Details der Renovationsarbeiten, die teilweise von den heutigen Besitzern Géraldine und Patrick Rolle persönlich in unzähligen Stunden Fronarbeit durchgeführt wurden. In der Küche ist Marie Fallegger Herrin der Pfannen. Die sympathische und talentierte Köchin zaubert ihren Gästen wunderbare Spezialitäten auf den Teller. Natürlich ist auf der Speisekarte das Schwein der Hauptdarsteller. Aber auch Vegetarier kommen auf ihre Kosten. Gluschtige Rezepte mit ausschliesslich einheimischen und saisonalen Produkten unterstreichen die Wichtigkeit des Null-Kilometer-Konzepts. Unterstützt wird das Duo Clà und Marie durch Adrian und Rade.

«Auf den Hügeln in Abländschen betreiben die drei hiesigen Bauern eine typische Dreifelderwirtschaft. Nebst Kartoffeln werden inzwischen auch Dinkel und Roggen angebaut», erklärt Hans Peter Reust, als wir bei den Feldern vorbeifahren. «Ausserdem haben wir vor Kurzem mit der Aufzucht von Perlhühnern und Duroc-Schweinen begonnen». Genauso berühmt wie die Abländscher Bergkartoffel ist übrigens der würzige Rohmilch-Kräuterbergkäse, der sich auch ausgezeichnet als Raclette-Käse eignet. Als ausgebildeter Käser (heute Milchtechnologe; Anm. d. Redaktion) und langjähriger Chef der Molkerei Gstaad verfügt Reust nicht nur über das Know-how, sondern auch über das Gespür für neue Trends und Produkte. 

Idylle, Ruhe und pure Natur

Den streng getakteten Wochenplan beiseiteschieben, den Zeitdruck und den kumulierten Stress abbauen. Abländschen ist die perfekte Antwort auf die Suche nach Entschleunigung. In dieser idyllischen Umgebung ticken die Uhren einfach ein wenig anders und das ist gut so. Die Ruhe geniessen, die Seele baumeln lassen und gut essen lautet das ultimative Motto des Nichtstuns. Aber auch all diejenigen, die in der Freizeit eher auf der aktiven Seite unterwegs sind, kommen auf ihre Kosten. Das Gebiet rund um Abländschen ist ein Paradies für Wanderer und Biker. Ob eine Rundwanderung um die Gastlosen oder eine Bike-Tour über den Hundsrügg. Je nach persönlicher Fitness gibt’s für jede Frau und jeden Mann das Richtige. E‑Biker können ihr Gefährt beim «Berghotel zur Sau» übrigens auch wieder aufladen. Wer der Philosophie des Agrotourismus Folge leisten möchte, kann die Bauern beim Pflanzen und bei der Ernte von Kartoffeln tatkräftig unterstützen. Also ran an die Härdöpfel!

Und wem es in Abländschen doch einmal zu ruhig werden sollte, findet im nahe gelegenen Gstaad oder in Montreux genügend Ablenkung. Ein Gourmet-Abstecher in die Hauptstadt der Heissluftballons gefällig? Das Restaurant Rosaly in Château d’Oex bietet hervorragende saisonale Köstlichkeiten mit (selbstverständlich) regionalen Produkten. Dessertfans aufgepasst: das raffinierte Enzian-Eisparfait kombiniert mit einem wunderbar erfrischenden Thymiansorbet und einem Hauch von Honig ist ein Traum mit wahrem Explosionscharakter für die Geschmacksnerven! Der Enzian kommt – wie könnte es auch anders sein – natürlich aus Abländschen! 

«Prospectus Mons» – nachhaltige Wertschöpfung

Die vor wenigen Monaten gegründete Stiftung «Prospectus Mons» hat einen genauen Plan. Sie möchte Bergdörfern in der Schweiz neue Perspektiven bieten. Die Grundidee liegt in der Verbindung zwischen Landwirtschaft und Tourismus. Im Bergdorf respektive im Tal produzierte Landwirtschaftsprodukte sollen marktfähig sein, damit die Einwohner einen fairen Preis und eine nachhaltige Wertschöpfungskette generieren können. Ein weiteres Ziel der Stiftung ist es, die Abwanderung aus den Bergdörfern zu stoppen, denn vielerorts wurden Infrastrukturen wie Schule oder Post bereits geschlossen. So auch in Abländschen, dem ersten Projekt von «Prospectus Mons». Dem soll jetzt Abhilfe geschaffen werden, indem der Bevölkerung Möglichkeiten geboten werden, neue Einnahmequellen zu erschliessen. Abländschen zählt aktuell 38 Einwohner. Davon sind ungefähr zehn Personen im Projekt involviert. Bis 2030 soll ein Bevölkerungszuwachs von 10 % erreicht werden. Ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung Zukunft konnte mit den Besitzern des «Berghotels Zur Sau» gemacht werden. Géraldine und Patrick Rolle haben in diesem Sommer einen Pachtvertrag mit der Stiftung abgeschlossen, welche die Führung dem Hotel Bernerhof in Gstaad übergab. 

Nützliche Tipps

Berghotel Zur Sau, Abländschen: bergdorf​-ablaendschen​.ch

Hotel Bernerhof, Gstaad: bernerhof​-gstaad​.ch

Stiftung Prospectus Mons: bergdorf​-ablaendschen​.ch

B & B Rosaly, Château‑d’Oex: rosaly​.ch

Event
WWF Clean Up 02

Gemeinsam anpacken, gemeinsam geniessen

WWF-Volunteering im Parco delle Gole della Breggia.

17. Februar 2023 0122 dm phishing

Schutz vor Internet-Betrug

Unser praktischer Leitfaden hilft Ihnen, Betrug zu erkennen und sich davor zu schützen.

Derzeit häufen sich die Phishing-Versuche per E‑Mail, Telefon und SMS. Betrüger versuchen, sich Zugang zu Zahlungskartendaten, E‑Banking und Zahlungsdiensten zu verschaffen, um mit den entwendeten Daten illegale Transaktionen durchzuführen.

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25. Januar 2022 220124 MC Gletscher 1280x720

Für Schweizer Gletscher ohne Ablaufdatum

Gemeinsam schützen was wirklich priceless ist.

Vielen Dank an alle, die im Aktionszeitraum von Oktober bis Dezember 2021 mit Mastercard® gezahlt und so zum Schutz unserer Schweizer Gletscher und zur Sicherstellung der Wasserversorgung beigetragen haben.

Mehr zum Projekt

Stay tuned! Bald gibt’s News wie es weitergeht.

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02. Dezember 2021 Weihnachts Shopping

Sicheres Weihnachts-Shopping

Ihre Wünsche können Sie dem Weihnachtsmann verraten, aber niemandem Ihre Zahlungsdaten!

Bevor Sie die letzten Geschenke kaufen, kann es empfehlenswert sein, Ihr Wissen rund ums Thema Zahlungskarte und Sicherheitsmassnahmen aufzufrischen. 

Er muss es wissen

Hauptmann Rolf Nägeli von der Stadtpolizei Zürich stuft das Bezahlen mit der Karte als sehr sicher ein, vorausgesetzt, einige wenige, wichtige Regeln werden eingehalten. Denn er weiss aus Erfahrung: «Die Technologie ist sicher. Die Schwachstelle ist der Mensch.». Darum ist vorsorgen besser als ausmerzen – hier weitere Tipps für Ihre sicheren Weihnachtseinkäufe. 

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