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Seit fast 100 Jahren steht die Marke Lahco für zeitlose Bademode – Stefan Lion im Gespräch.

Die Sonne scheint, eine leichte kühle Brise zieht dann und wann vorbei, das Wasser des Sees glitzert, und die sanften Wellen machen beruhigende Geräusche. In einer der zahlreichen Umkleidekabinen der Badi wird das luftige Sommerkleid gegen ein rotes Badekleid mit weissen Streifen getauscht. In der kleinen Tasche mit dem dreieckigen Anhänger, auf dem in geschwungener Schrift «Lahco» steht, wird bequem der Schlüssel des Kleiderkästchens aufbewahrt. Egal ob beim Lesen und Sonnenbaden auf der Liege oder beim Schwimmen durch das erfrischende Seebad, das Badekleid sitzt perfekt – und das obwohl es schon die fünfte Saison Badespass mitmacht. Es verwundert nicht, dass so viel Qualität auf eine lange Geschichte zurückblicken kann. Es war im Jahr 1922: Da erteilte die Firma Dr.Lahman Unterkleidung einer Strick- und Wirkwarenfabrik im aargauischen Baden das Recht, seine Unterkleidung anzufertigen und mit seinem Namenszug zu verse­hen als Zeichen, dass die Anfertigung unter seiner Autorität und Garantie erfolgte. Der Beginn der Erfolgsgeschichte der Lahco AG. Das Unternehmen, das sich aufgrund der hochwertigen Qualität und der perfekten Passform einen Namen machte, fertigte schon bald neben Unterwäsche vor allem auch Bademode für die ganze Familie an. In den 1950er‑, 60er- und 70er-Jahren erreichte ­Lahcos Erfolg seinen Höhepunkt. Die Marke war das erfolgreichste Schweizer Bademoden-Label Europas und war auch in Übersee bekannt und beliebt. Die 80er- und 90er-Jahre brachten Strukturveränderungen in der Modebranche, und Lahco konzentrierte sich wieder vermehrt auf den Schweizer Markt und schuf sich über die Jahre eine treue Fangemeinde, die bis heute besteht. Nachdem die Marke 2003 übernommen und neu aufgebaut worden war, kam es 2018 erneut zu einer Umstrukturierung. Im Gespräch erzählt Stefan Lion, seines Zeichens Manager für Web Marketing und Digital ­Projects, über die Neuübernahme vor zwei Jahren, den Weg zum fertigen Design und wie Bademode zum Schutz der Weltmeere beitragen kann. 

Seit 2018 gehört Lahco zur Jacob Rohner AG. Wie kam es dazu?

Die Jacob Rohner AG hat die Marke Lahco aus dem Konkursverfahren der Firma Lahco of Switzerland / Fogal AG Anfang 2018 übernommen. Wir haben eine Chance gesehen, diese legendäre Bademodenmarke zu retten, und haben daraufhin die Markenrechte und das bestehende Inventar gekauft. Die Jacob Rohner AG erstellt seit 1930 hochwertige Socken mit dem Label «Rohner Socken». Als ­Textilspezialist haben wir hier eine gute Gelegenheit gesehen, unser Sockengeschäft, das während der Sommersaison etwas abnimmt, optimal mit der Produktion und dem Verkauf von Bademode zu ergänzen. Dazu wäre es auch sehr schade gewesen, eine Marke mit so viel Geschichte im Stich zu lassen. Rohner wurde 1930 gegründet und Lahco im Jahr 1922. Es sind zwei sehr berühmte Marken in der Schweizer Textilbranche, die gemeinsam zu unserer allgemeinen Firmenstrategie passen und viele Synergien ermöglichen, sowohl im Business- als auch im Privatkundengeschäft. Beide Marken ­befinden sich im höheren Qualitäts- und Preissegment, teilen sich eine sehr ähnliche Kundschaft und haben die gleiche Produktionsstrategie: Designed in Switzerland, Made in Europe. Die Marken bleiben jedoch getrennt in der Kommunikation, haben also jede für sich einen separaten Auftritt. Und somit können wir unsere Kunden mit schöner Bademode im Sommer und warmen Socken im Winter glücklich machen. 

Seit wann sind Sie im Unternehmen tätig? Wie war Ihr Berufsweg davor?

Ich bin seit fünf Jahren im Unternehmen und zeichne für Marketing und digitale Projekte verantwortlich. Zuvor habe ich ein Master-Studium in Web-Marketing und Projektmanagement an der Skema Business School in Nizza, Frankreich, absolviert und im Jahr 2014 abgeschlossen. 

Sind Sie seit der Übernahme für ­Lahco verantwortlich? Was hat Sie an der Aufgabe besonders interessiert? 

Ja, ich war für dieses Projekt von Anfang an verantwortlich. Interessant war, dass wir den Auftritt und die Strategie der Marke neu aufbauen konnten. Klar war für uns, dass wir das Vintage-Image der Marke ­sowie das Logo und historische Produktmerkmale behalten wollten. Eines der markanten Markenzeichen besteht zum Beispiel nach wie vor: die Tasche mit dem Dreiecks-Reissverschluss. Wir haben uns ein Jahr Zeit genommen, um die Marke wieder auf den Markt zu bringen. Dazu haben wir auch mit einer Gruppe von ­Studenten der STF (Schweizerische Textilfachschule) in Zürich gearbeitet, die uns mit Ideen für die erste Kollektion unterstützt hat. Für uns war es sehr wichtig, eine externe Meinung zu haben, um die Strategie für Lahco zu bestätigen. Für die Studenten war dies sicherlich ein eindrucksvolles und interessantes Projekt. 

Was war Ihnen bei der Neuaufstellung der Marke Lahco wichtig? Was waren dabei die grössten Herausforderungen?

Wir haben uns schnell dazu entschieden, dass wir die Marke Lahco in höchster Qualität produzieren wollen, aber dennoch zu einem angemessenen und bezahlbaren Preis verkaufen wollen. Dazu wollten wir die Marke in jeder Hinsicht nachhaltig ­machen. Wir legen grossen Wert auf hochwertige Materialien, europäische Produktion, wiederverwertbare Verpackungen und eine lange Produktlebensdauer durch Qualität und zeitloses Design. Die grösste Herausforderung war für uns, den richtigen Produktionspartner zur optimalen Unterstützung bezüglich der Auswahl von Passform und Grössen zu finden, da diese in der Bademode doch sehr viel komplexer als in der Sockenbranche sind. Um das Risiko zu limitieren, haben wir mit einer sehr kleinen Kollektion angefangen und werden jetzt langsam die Grössen erweitern. Auch hier möchten wir ein nachhaltiges Wachstum haben. Es ist uns wichtig, uns ausreichend Zeit zu nehmen, um ein optimales Resultat zu erlangen, das sowohl in Design als auch Qualität überzeugen kann.

Regeneriertes Polyamid ist eine effiziente Lösung zur Reduzierung von Abfall und Wasserverschmutzung, und gerade als ­Bademodehersteller sind wir umso mehr verpflichtet, die Wasserqualität von Ozeanen, Meeren oder Seen zu schützen. Stefan Lion

Wo wird die Bademode hergestellt? 

Die Bademode wird in der Nähe von ­Barcelona in Spanien hergestellt, der Stoff wird in Italien produziert.

Sie verwenden regeneriertes Polyamid für die Produkte. Was genau kann man sich darunter vorstellen, wie wird es hergestellt und wie kam es zu der Idee, dieses Material zu verwenden? 

Aus gebrauchtem Polyamid entsteht regeneriertes Polyamid. Die Aufbereitung von gebrauchtem Polyamid zu regeneriertem Polyamid übernimmt die Firma Econyl für uns. Dieses Garn besteht aus der Rettung und Sammlung von Abfällen. Dabei ist das Unternehmen weltweit tätig. Gesammelt werden beispielsweise Stoffreste, Indus­triekunststoffe, Teppichböden und Fischernetze. Im nächsten Schritt wird der Kunststoffmüll sortiert und gereinigt. Das Polyamid aus der Sammlung durchläuft danach einen aufwendigen Prozess zur Regeneration. Nach der Reinigung und Weiterverarbeitung entsteht ein Garn, das sich für viele Verwendungszwecke eignet. Das regenerierte Polyamid wird von Modeherstellern gern genutzt, denn dabei handelt es sich um ein Garn mit den guten ­Eigenschaften von Polyamid, aber auch mit einem positiven Effekt für die Umwelt. ­Regeneriertes Polyamid ist eine effiziente Lösung zur Reduzierung von Abfall und Wasserverschmutzung, und gerade als ­Bademodehersteller sind wir umso mehr verpflichtet, die Wasserqualität von Ozeanen, Meeren oder Seen zu schützen. 

Ist der Fokus auf Umweltschutz für Sie auch ein guter Weg, um ein junges Publikum zu gewinnen und sich gegen billig produzierte Bademode zu behaupten? 

Ja, wir denken, dass unsere Marke auch ein jüngeres Publikum ansprechen kann. Unser Design ist so gedacht, dass es zeitlos wirkt. Unser Ziel ist darauf ausgerichtet, dass man einen Lahco-Badeanzug kaufen kann, der auch noch in fünf, sechs oder sieben Jahren modisch aussehen wird. Dazu müssen selbstverständlich die Qualität und die Lebensdauer des Mate­rials stimmen. Wenn man dies mit Produkten vergleicht, die nur eine kurze Lebensdauer haben, kann man schnell erkennen, dass billig nicht immer günstig ist, und dazu kommen zusätzlich all die negativen Konsequenzen für die Umwelt. Wir sind der Meinung, dass die momentane Krise der Modebranche vor allem den Bereich «Fast Fashion» sehr verändern wird und dass sie einen nachhaltigeren Weg einschlagen wird. 

Wie entsteht das Design der Bademode? Gibt es eigene Designer oder werden für die Kollektionen Designer von ausserhalb hinzugezogen? 

Da wir klassische Designs und Farben verwenden, ist es uns gelungen, unser bestehendes internes Designteam ohne grosse Umstrukturierung beizubehalten. Für die Passform der Bademode arbeiten wir eng mit unseren Produktionspartnern zusammen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass wir in Zukunft mit externen Designern für limitierte Kollektionen zusammenarbeiten werden. Zum Beispiel haben wir auch schon mit Studenten der weltberühmten Designschule «Écal» in Lausanne gearbeitet, um neue Sockendesigns zu erstellen. Ein ähnliches Projekt können wir uns auch für die Bademode gut vorstellen. 

Wir sind der Meinung, dass die momentane Krise der Modebranche vor allem den Bereich «Fast Fashion» sehr verändern wird und dass sie einen nachhaltigeren Weg einschlagen wird. Stefan Lion

Sind Sie auch in den Designprozess der Bademode involviert? 

Ja, ich prüfe die Designs und dabei vor ­allem, ob die Kollektion gut in unsere Strategie passt, auch wenn das manchmal zu Kompromissen führen kann. Entscheidungen und Entwicklungen werden aber nicht nur von mir selbst getroffen. Zum Beispiel haben wir unserem Team die geniale Idee für eine kleine, wasserdichte Tasche als wiederverwendbare Verpackung zu verdanken. Die Tasche schützt die Bademode im trockenen oder nassen Zustand und ist zusätzlich sehr praktisch bei Retouren im Onlinehandel. Unsere Produkte müssen nicht x‑mal wieder verpackt werden, und wir können auch hier zur Abfallreduzierung beitragen. 

Wo kann man Bademode von Lahco kaufen? 

Unsere Bademode ist im Online-Shop auf lahco​.ch zu finden. Jedoch liefern wir momentan nur innerhalb der Schweiz. Eine Webseite für den europäischen Raum ist in Planung und sollte bald dazu kommen. Bei spezieller Anfrage für das Ausland können Kunden uns gern per E‑Mail oder Telefon kontaktieren. Auf der Webseite finden Sie zudem auch unser Händlernetzwerk. 

Vielen Dank für das Gespräch!