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Ein Fahrtenbuch über die temporeiche Geschichte jener Schlitten, die zu Stil-Ikonen der Popkultur wurden.

Gehen wir ein paar Jahrzehnte zurück in die Vergangenheit. Vielleicht erinnern Sie sich noch an Filme wie «Die Reifeprüfung» mit Dustin Hoffman, «Thelma und Louise» mit Susan Sarandon oder «Bullitt» mit Steve McQueen? Möglicherweise waren Sie Fan der Serien «Magnum» oder «Knight Rider». Oder lauschten gern Liedern wie «Baby, Let’s Play House» von Elvis Presley und «Little Red Corvette» von Prince. Was kommt Ihnen neben den Hauptdarstellern und dem filmischen Inhalt als Erstes in den Sinn? Bei mir ganz klar: Autos. Wenn Thelma mit ihrer Freundin Louise in einem Ford Thunderbird Convertible durch die malerische Landschaft des Monument Valley cruist oder der junge Dustin Hoffman seinen roten Alfa Romeo Spider zur Musik von Simon & Garfunkel über die Leinwand steuert, weiss man, warum manchen Autos der Weg zum Kultgefährt vorgezeichnet war. Der Alfa Spider bekam durch den Film derartige Popularität, dass er in den USA bis heute noch «Graduate Spider» genannt wird, angelehnt an den Original-Filmtitel «The Graduate». Und Steve McQueen hält bis heute den Rekord für die längste Verfolgungsjagd der Filmgeschichte. Ganze zehn Minuten lief die Szene im aufgemotzten grünen Ford Mustang GT 390 Fastback, in dem McQueen angeblich 16 Mal einen Gang nach oben schaltet, ohne auch nur einmal runterzuschalten. Auch das ist Kult. Apropos Mustang: Bis heute darf dieses Fahrzeug auf mehr als 1000 Auftritte in Filmen, Werbespots und Musikvideos verweisen. Gern gesehener Gast auf der Leinwand war und ist stets der italienische Hengst Ferrari. Eines der wohl berühmtesten Modelle ist nicht zuletzt dank der Serie «Magnum» der 308 GTS. Damit der gross gewachsene Tom Selleck den Boliden überhaupt als Dienstwagen nutzen konnte, musste der Fahrersitz aufwendig modifiziert werden – aber was ist einem der richtige Auftritt im TV nicht alles wert! Zumindest lenkte der rote Flitzer von den bunten Hawaii-Hemden ab.

Vorfahrt für Kultautos

Diese Popularität ist aber tatsächlich noch zu überbieten. Wenn nämlich Fahrzeuge nicht nur kultige Begleiter der handelnden Personen, sondern selbst Hauptdarsteller werden. Man denke nur an Herbie, den charmanten kleinen VW-Käfer, der in insgesamt sechs Filmen das Herz des Publikums erobern konnte. Mit Sicherheit trugen die Streifen einen gehörigen Teil zum Kult des Wagens bei. Zu Ruhm verhalf der unzerstörbare K.I.T.T., was für Knight Industries Two Thousand steht, dem Pontiac Firebird Trans-Am. David Hasselhoff mag durch die Serie «Knight Rider» weltberühmt geworden sein, der wahre Star aber war sein Begleiter auf vier Rädern. Oder warum hiess es schon beim Intro: «Ein Auto, ein Computer, ein Mann.» Vielleicht zu zweifelhaften Ehren, aber zu Ehren, kam ein 1958er-Plymouth-Fury im Horrorklassiker «Christine» von John Carpenter. Trotz aller Abscheulichkeiten fand sich auch hier eine Fanbase, die den blutrünstigen Wagen, der zum Leben erwacht und auf Menschenjagd geht, ins Herz schloss. Den Ruhm, den der DeLorean DMC-12 in Steven Spielbergs «Zurück in die Zukunft» erlangte, hätte der Hersteller gern in der realen Welt genossen. Während er im Film Michael J. Fox zwischen den Zeiten herumspringen liess, war er auf den Strassen kaum zu sehen. Niemand interessierte sich für den Sportler mit den Flügeltüren, bereits ein Jahr nach Einführung meldete DMC Insolvenz an. Also kam es, wie es kommen musste: Von den 8583 gefertigten Exemplaren sind nur noch rund 4000 weltweit unterwegs, und die stehen als Liebhaberstücke in exklusiven Privatsammlungen. Im Reigen der Auto-Helden darf vor allem eines nicht fehlen: das legendärste aller Bond-Cars, der Aston Martin DB. Erstmals trat er 1962 mit Sean Connery im Film «Goldfinger» in Erscheinung und ist seither aus den britischen Geheimagentenklassikern nicht mehr wegzudenken. 

Von Träumen gelenkt

Aber auch abseits der Leinwand ist das Automobil immer wieder zentrales Thema. So huldigte der Sänger Prince im Jahr 1983 einer «willigen» Frau mit dem Song «Little Red Corvette». In Wahrheit besang er zwar nicht ihren Sportwagen, sondern ihre «kleine rote Liebesmaschine», die er zähmen wollte. Ob die Assoziation aber bei allen Fans auch so angekommen ist, sei dahingestellt, die Ode an den Wagen bleibt auf jeden Fall bestehen. Elvis Presley sang in «Baby, Let’s Play House» über einen rosafarbenen Cadillac, der vom Mädchen seiner Träume gelenkt wurde. Presley liess seine beiden eigenen Cadillacs sogar entsprechend umlackieren. Elton John, Bon Jovi, Taylor Swift – sie alle und viele mehr machten Kultautos zu ihren musikalischen Helden, und man darf sich daher auch nicht weiter wundern, dass Billy Ocean 1988 fröhlich ins Mikrofon trällerte: «Get Out Of My Dreams, Get Into My Car» und Queen voller Inbrunst in die Welt schreien: «I’m In Love With My Car». Die Kultband schaffte mit ihrer Liebeserklärung an ihr Auto übrigens auch ihren ersten Nummer-1-Hit.

Futuristen geben Gas

Seit der Erfindung des Automobils ist es Bestandteil der Kunst. Die Technik, die Geschwindigkeit, das Lebensgefühl, die hinter den Fahrzeugen stecken, haben Künstler schon immer inspiriert. Die Ersten waren wohl die Futuristen, die das Auto als Bereicherung der Herrlichkeit der Welt ansahen. Sie verehrten die Geschwindigkeit, die grossen Rohre, die Schlangen mit explosivem Atem gleichen. Dieser Lobgesang liegt inzwischen mehr als 110 Jahre zurück, doch auch in späteren Jahren war das Auto ein Ideengeber. So betonierte der deutsche Künstler Wolf Vostell 1987 zwei Cadillacs in eines seiner Kunstwerke ein, das noch heute auf dem Rathenauplatz in Berlin zu sehen ist. Kein anderes Kunstwerk der Nachkriegszeit war in der Stadt umstrittener als dieses. Zeitweise wurde als Pendant gleich nebenan ein Beton-Trabi aufgestellt. Der Erste war Vostell damit aber nicht. Schon 1971 präsentierte Gottfried Bechtold den ersten Beton-Porsche als Abguss seines eigenen Fahrzeugs, ein Porsche 911. Seit 1974 ist dieser auf dem Parkdeck Süd der Uni Konstanz zu bewundern – mit 10,7 Tonnen natürlich als Dauerparker. 30 Jahre später kam der Crash-Porsche dazu, und Anfang dieses Jahrhunderts wurden weitere Abgüsse des 911er gemacht. Auch vor dem Kunsthaus Bregenz parkt mittlerweile ein Beton-Porsche. Die Intention dahinter: Das Auto als Inbegriff der Dynamik kommt in dieser Form zum Stillstand – der Beton-Porsche bewegt sich nicht vom Fleck. Weniger kritisch betrachtete Andy Warhol seine Autokunstwerke. 1979 bemalte er einen BMW und gab den Menschen damals folgende Botschaft mit: «Verbraucht mehr Benzin!» Es folgten zahlreiche Automarken, die von Warhol im Siebdruck verewigt wurden. Joseph Beuys schuf ein Kunstwerk mit einem VW Bulli, aus dessen Heckklappe 24 aus der DDR importierte Sportschlitten in drei Reihen in entgegengesetzter Fahrtrichtung aufgestellt sind, vollgepackt mit Überlebensutensilien – die Interpretation dieser Skulptur bleibt wohl jedem selbst überlassen. Oder haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, wie Autos aussehen würden, wenn sie adipös wären? Der Künstler Erwin Wurm ist mit seinen «Fat Cars» genau dieser Frage nachgegangen. Anfang der 2000er-Jahre hat er diese Mobile erschaffen, die uns daran erinnern, dass Bewegung guttut und das Auto auch einmal stehen gelassen werden kann. So viel schlechtes Gewissen hat seinen Preis: 2017 wurde eines der Fat Cars um die stolze Summe von 150000 Euro versteigert. 

TIPP

Ultimate Collector Cars | TASCHEN Verlag | Englisch

Das ultimative Referenzwerk für erfahrene Auto-Sammler, neugierige Einsteiger und alle anderen Vier-Rad-Liebhaber. 100 der erlesensten und begehrtesten Automobile aller Zeiten werden mittels atemberaubender Bilder, Original-Werkfotos und Details über Geschichte und Design in diesem zweibändigen Werk vorgestellt. 

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Bond Cars. Die ultimative Geschichte | Jason Barlow | Frederking & Thaler | Deutsch

Jason Barlow ist seit beinahe 25 Jahren als Auto-Spezialist im britischen Fernsehen unterwegs und Chefredakteur von Top Gear. Seine Expertise, die Erfahrungen am Set von «007 – Keine Zeit zu sterben» und seine Einblicke in die Bond-Archive hat er nun in ein eindrucksvolles Buch gepackt, von dem jeder Bond- und Auto-Fan sowohl gerührt als auch geschüttelt sein wird – natürlich nur im positiven Sinne!

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02. März 2022 Banksy 01

Konzeptkunst, Graffiti und Performance

Kulturelle Highlights im März.

Den Anfang macht die noch bis 20. März laufende Ausstellung «Banksy – Building Castles in the Sky» in der Villa Ciani in Lugano. Satirische und kritische Schablonen-Graffiti sind das Markenzeichen des wohl bekanntesten und gleichzeitig mysteriösesten Graffiti-Künstlers unserer Zeit. Die imposante Sammlung vereint mehr als 100 Originalwerke und ‑objekte des britischen Künstlers Banksy, die einen Überblick über sein gesamtes zwanzigjähriges Schaffen geben. 

Banksy – Building Castles in the Sky
26.01.202220.03.2022
Villa Ciani – Lugano

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Tamara Janes 01

Swiss Design Awards: Der Bilderflut entgegen

Fotografin Tamara Janes hinterfragt, was Handyfotos und manipulierte Bilder mit uns machen.

Tamara Janes will der digitalen Flut an Bildern, die wir alle tagtäglich machen und verbreiten, etwas entgegenstellen. Sei es, dass die Fotografin hinterfragt, inwieweit jene Aufnahmen, die wir mit unseren Handykameras machen, unsere Wahrnehmung der Realität verändert. Sei es, dass sie auf Störungen und Fehler hinweist, die passieren, wenn man digitale Fotos manipuliert und nicht ideal abspeichert. Teils hat sie solche in ihren Werken reproduziert. Teils plädiert sie gerade für unmanipulierte Bilder samt Makel, die überdies ihre Vorstellungskraft anregen. Denn sie möchte darauf hinweisen, dass das gegenwärtige fotografische Massenverhalten kritisch zu sehen ist, da so unsere Wahrnehmung und unser Umgang mit Bildern zunehmend von Technik und Algorithmen bestimmt wird. Gerade diese tägliche Überdosis an Information strapaziere unsere Sinne und werde sie langfristig verändern, schreibt Janes. Gleichzeitig sei aber gerade diese Entwicklung Denkinhalt und Reibungsfläche für ihre Arbeit – und nicht zuletzt ihre Motivation, eigene Bilder zu produzieren. Mit ihrer plakativen und auch provokant formulierten Liebe für schlechte Bilder setzt sie sich also gegen die Vormachtstellung digitaler Medien ein, wie es in einem Saaltext zu einer ihrer Ausstellungen hiess. 

Tamara Janes wurde an der Hochschule für Gestaltung und Kunst Basel, der Zürcher Hochschule der Künste, der School of Visual Arts New York und der Grafikfachklasse der Schule für Gestaltung St. Gallen ausgebildet. Seit 2019 ist sie Dozentin an der Fotofachklasse der F + F Schule für Kunst und Design in Zürich.

Unter den Auszeichnungen, die sie bereits erhielt, waren der erste Preis des 18. vfg Nachwuchsförderungspreises und der Nachwuchspreis der schweizerischen Vereinigung fotografischer Gestalterinnen und Gestalter. Sie war in der Shortlist bei Unseen Dummy Award Amsterdam und mehrfach Finalistin beim Aeschlimann Corti-Stipendium der Bernischen Kunstgesellschaft, auch bekam sie ein Atelierstipendium New York der Stadt Bern. Ausgestellt hat sie bereits im Kunsthaus Pasquart Biel, im Kunsthaus Glarus, der Shedhalle Frauenfeld, dem Kloster Dornach, dem Kunstraum Engländerbau in Vaduz, dem Fotomuseum Winterthur, der Coalmine Fotogalerie Winterthur, dem Kunstraum Nextex, St. Gallen, der Carrosserie Basel, auf der Youth Art Biennale Franzensfeste in Italien, der Boccanera Gallery in Trento in Italien, dem Kunstmuseum Thun, dem Red House in New York, der Stadtgalerie Bern, dem Haus der elektronischen Künste in Basel und vielen mehr.

tamarajanes​.ch

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09. Januar 2024 SAY 05

Swiss Architecture Yearbook

Schweizer Baukultur in ihrer schönsten Form zeigt erstmals das «SAY Swiss Architecture Yearbook».

Ein neuer Fixstern am Architektur-Himmel: Erstmals besitzt die Schweiz ihr eigenes Architektur-Jahrbuch, das ab sofort alle zwei Jahre auf Englisch und in den drei Landessprachen erscheinen soll. Zusammengestellt vom S AM Schweizerisches Architekturmuseum und der Zeitschrift werk, bauen+wohnen zeigt das Jahrbuch eine Auswahl von 36 Projekten, die in einem zweistufigen Verfahren aus 129 Nominierungen bestimmt wurde. Nominierung und Auswahl erfolgte durch unabhängige Gremien. 

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